Seit elf Tagen brennen die Vorstädte in Frankreich. Was in den Pariser Vororten begann, hat sich jetzt auf ganz Frankreich ausgedehnt. Mehrere 1000 Autos sind abgefackelt worden – ganz Europa ist aufgeschreckt und zeigt entsetzt auf Frankreich. Die Ausgegrenzten, viele von ihnen mit Migrantenhintergrund, machen Rabbatz und weisen mit der Gewalt unbeholfen aber effektiv auf ihre sozialen Probleme hin.
Nachdem in Berlin und Bremen in der Nacht zum Montag die ersten Autos angezündet wurden, fragen sich Medien und Politiker hierzulande: „Kann das bei uns auch passieren?“ Schnell wird betont, dass bei uns die Integration super liefe, alles gar nicht so schlimm wäre. Schäuble stilisiert die Vorfälle zu einem Ausländerproblem. Die Ausländerkids sollten die deutsche Sprache lernen. Das mag richtig sein, doch die Vorstadtkids in Frankreich sprechen französisch. Haben die Staatsbürgerschaft. Doch ist der Konflikt nun sozialer oder kultureller Art fragt Ulrich Speck im Zeit-Blog?
In der ganzen EU wird seit Jahren die Kluft zwischen arm und reich vertieft. In der Hoffungs- und Chancenlosigkeit der Menschen, die nicht mal unterbezahlte 4 Euro-Jobs bekommen, liegt einer der Hauptgründe. Die Situation lässt sich gewiss nicht Eins zu eins auf Deutschland übertragen. Was den Unterschied zwischen „unseren“ Armen und denen in Frankreich ausmacht: die Proteste in den französischen Banlieues sind nicht neu und waren immer wieder durch Gewalt geprägt. Der Wink mit dem Molotow-Cocktail hat Tradition.
Wenn jetzt Frankreichs Innenminister und Hardliner Nicolas Sarkozy auf die Repressions- und Diffamierungsschiene setzt, verkennt er die Lage komplett: Soziale Schieflagen lassen sich nicht „wegkärchern“ – sie werden mit handfesten Verbesserungen für die Betroffenen beseitigt. Eine reale Chance auf faire Arbeit, gute Bildung, auf Zukunftsperspektiven würde die Situation weitgehend entschärfen. Doch Hochdruck scheint es in dieser Frage immer nur in die andere Richtung zu geben.
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Ist doch mal wieder typisch, dass Schäuble, Beckstein und die Konservativen auf die Ausländer zeigen. Nach dem Motto: „Ihr grenzt Euch selber aus“ wird der schwarze Peter mal wieder schön weggeschustert.