Sehr geehrter Herr Frattini, bitte erklären Sie mir doch einmal, wie ich danach meine nächste Hausarbeit über den Genozid an den Herero schreiben soll? Sie nämlich, Herr Frattini, und mit Ihnen die ganze EU-Kommission haben doch mächtig einen an der Waffel, wenn Sie die Provider fragen wollen „wie es möglich ist, mit technischen Mitteln die Menschen daran zu hindern, gefährliche Wörter wie Bombe, Töten, Genozid oder Terrorismus zu verwenden oder nach ihnen zu suchen“.
Schauen Sie doch mal bei den demokratischen Musterstaaten wie China oder Tunesien vorbei. Da können Sie sich technisch inspirieren lassen. Und diese Länder können sogar mehr als 4 Worte technisch sperren lassen – nur für den Fall, dass noch ein paar hinzukommen sollten. Abgesehen davon, ist die immergleiche Vorstellung alter Männer, die kurz nach der Entwicklung des Kugelschreibers die technische Reißleine gezogen haben, vom Internet als Platz für Bombenbauanleitungen doch das älteste Idiotenargument für mehr Zensur. Das schöne daran: Die geistigen Tiefflieger an den Stammtischen und autoritären Dünnbrettbohrer zwischen Helsinki und Athen haben sie damit natürlich auf ihrer Seite. Und das wiederum, passt ja irgendwie ganz gut.
Update 16.09.: Spreeblick hat Frattinis Frage nach den technischen Möglichkeiten schon ausgelotet. Respekt!