Schon letztes Jahr im Winter ist sie mir aufgefallen: Die Kampagne zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember. Damals standen Boris Becker und ein paar andere Prominente mit grimmig-besorgter Mine in einem grauen Studio-Setting neben einer riesigen roten Schleife. Damals fragte ich mich: Wenn vor allem Jugendliche heute keine Kondome mehr benutzen und die Gefahr einer HIV-Infektion nicht ernstnehmen, wird sie eine Plakatkampagne mit Boris Becker zum Umdenken bewegen? Wahrscheinlich nicht. Kann man eine solche Non-Profit-Kampagne noch schlechter machen? Wohl kaum. Und da hatte ich mich wohl getäuscht. Denn die aktuelle Kampagne ist so absolut hohl und bescheuert, dass sich mir die Fußnägel kräuseln. Immerhin: Jetzt steht dort nicht mehr Besenschranken-Becker, sondern „jugendliche Sympathieträger“ wie der omnipresente Pippo Lahm (der „Oskar Matzerath der Bundesliga“), Anni Friesinger, Christiane Paul und Samy Deluxe. Düster inszeniert, mit harten Licht beleuchtet. Und über ihren Köpfen prangen dann kluge Sprüche wie „Eislauf ist im Winter. AIDS ist immer“ oder „Fußball ist Spiel. AIDS ist ernst“. Gruselig! Entweder die haben hier vorher ordentlich Marktforschung betrieben und wissen, das diese Platitüden ankommen oder (und das ist leider eher zu vermuten) die ganze Kampagne ist einfach absolut an der Zielgruppe vorbei geplant. Dabei wäre es doch ein Leichtes, an mehreren Unis einen Wettbewerb zu starten und die besten Ideen umzusetzen. So wird das jedenfalls nichts.
Ich habe mir mal den Spot zur neuen Anti-Aids-Kampagne angeschaut und ich war doch recht sprachlos. Das auf eine so massive Art und Weise auf diese Problematik hingewiesen wird. Ich finde es nötig, das Aufklärung im Rahmen von Präventionsmaßnahmen statt findet, bin aber dagegen das es auf eine so drastische Art geschieht. Denn der Vergleich mit dem Holocoust ist in meinen Augen Pietätslos.