Da protestieren Jugendliche in Griechenland – zugegebenermaßen mit ziemlicher Gewalt – und die ganze deutsche Presse kennt nur noch ein Wort für alle Protestierenden: Chaoten. Es ist schon bezeichnend wie der politische Kampfbegriff des Chaoten, den „Der Spiegel“ 1974 ins Leben rief und der in der Folgezeit von der Bildzeitung verfestigt wurde, jetzt wieder um sich greift.
Der vor allem von konservativer Seite benutzte Begriff des Chaoten tauchte 1977 erstmals im Wahrig auf, Helmut Kohl nutzte ihn liebend gerne und auch Gerhard Schröder war ein Freund des abwertenden Wortes. Einen Ausatz zum Thema „Chaoten und Gewalttäter“ von Diedrich Busse aus dem Jahr 1989 gibt es hier als PDF.
Ein paar Beispiele aus den Zeitungsartikeln der letzten Tage:
Die ZEIT und Der Tagesspiegel: „Die Sicherheitskräfte befürchten, dass Chaoten erneut zu randalieren versuchen könnten“
Die Frankfurter Rundschau: „Zwei Nächte hatten die Chaoten im Stadtzentrum gewütet…“
Kölner Stadtanzeiger: „Die Polizei scheint machtlos, die Regierung ratlos, wie sie auf die Gewaltorgien der Chaoten antworten soll…“
Die Frankfurter Rundschau (nochmal): „Die Chaoten mussten keine Sanktionen fürchten…“
Die Rheinische Post: „Geschäftsleuten (sic!) mussten unter Tränen mitansehen, wie die Chaoten ihre Auslagen plünderten…“
Handelsblatt: „Relativ unbehelligt können deshalb die Chaoten in Athen und Dutzenden anderen griechischen Städten eine Bankfiliale nach der anderen verwüsten…“
Gerade die sich linksliberal nennenden Medien sollten darauf achten mit wem sie sich bei dieser Wortwahl gemein machen. Auch das beständige „Autonome“, „Linksextreme“ und „Extremisten“ passt nicht auf die Revolte, die Griechenland gerade erschüttert. Die Wortwahl zeigt auch wie wenig die deutschen Medien den Konflikt verstehen, der ja nicht nur durch den Mord ausgelöst wurde. Interessant ist auch ein Artikel auf bild.de, der zum G8-Gipfel 2007 erschien – hier wird der Begriff des Autonomen als verharmlosend angesehen. Deswegen eben doch: Alles Chaoten!
also ehrlich gesagt tipp ich ja, dass der chaoten-begriff von der alten linken kommt, um sich gegen die maoisten und spontis abzugrenzen.
http://tinyurl.com/chaoten1972
Das ändert nichts daran, dass es heute ein bürgerlich-konservativer Kampfbegriff ist, der jetzt auch von liberalen Zeitungen übernommen wird. Aber der alten Linken ist das natürlich gut zuzutrauen.
Die alten Linken von damals sind doch die bürgerlichen Konservativen von heute, oder? Mir wird auch schon ganz sozialdemokratisch.
jetzt streiken die chaoten auch noch. frechheit.
http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/7774634.stm
keta: nee, ich glaub die meisten alten linken von damals sind heute entweder tot oder immer noch alte linke. und die chaoten von damals sind die bürgerlichen konservativen, so pi mal daumen.