Berlin wird Stuttgart: Besetztes Haus in der Brunnenstraße 183 geräumt

Der rot-rote Senat lässt jetzt ein besetztes Haus nach dem anderen angreifen. Letzte Woche eine Razzia in der Liebigstraße, heute nun die Räumung der Brunnenstraße 183. In einer Atmosphäre, die aufgeheizt wird von der Springerpresse (Bild: „Räumt endlich die linken Terror-Nester!“, 17.11) , sind linke Projekte immer stärker im Fokus der Polizei und des SPD-Innensenators.

Den Gipfel reaktionärer, einseitiger und propagandistischer Berichterstattung erreichte heute Spiegel Online mit dem Video-Bericht „Linke Gewalt: Besetztes Haus geräumt“, dessen Titel ja schon alles sagt. Aber es kommt noch besser, was sich dieser Hohlbratzen-Journalismus aus den Fingern saugt:

„In Berlin-Mitte hat der linksautonome Spuk ein Ende. Zumindest vorläufig. [..] Die Besetzer haben signalisiert, dass sie das Haus auf keinen Fall freiwillig räumen. Nun endlich haben die zuständigen Behörden reagiert. (Schwenk auf Maikrawalle) Linksradikale [..]

Während ich das Video transkribiere, wird es vom Netz genommen (Hier der Screenshot des alten Videos) und durch ein anderes mit dem Titel „Besetztes Haus: Polizei räumt Wohnprojekt“ ersetzt. Gab´s vielleicht doch etwas viel Kritik über Twitter & Co. am vorher gezeigten Propagandastück?

Auch das neue Video schlägt die momentan beliebte Kurve vom besetzten Haus zum brennenden Auto – und wirft dem Senat vor, dass er nicht in der Lage sei, die Linken im Griff zu halten. Was die Spirale der Repression weiter beflügelt. Schon im Juni hatte dieser Vorwurf und eine folgende Ankündigung von Bürgermeister Wowereit zu massiven Polizeiübergriffen geführt (siehe Metronaut-Bericht).

Die linken Häuser und Strukturen wären übrigens gut beraten, wenn sie einen Plan entwerfen würden, wie man mit der zunehmenden Repression umgeht. Sonst stehen wieder 500 Unterstützer an der Ecke und wissen nicht, was sie tun sollen.

Wer das Spiegel-Video aufgenommen hat und noch mehr Hetz-Artikel findet: kommentiert oder schickt mir die Stücke.

Update 28.11.: Bluejax hat sich in einem lesenswerten Artikel vertiefend mit dem Thema Spiegel-Video & Qualitätsjournalismus befasst. Er hat auch das Transkript des Videos in vollem Wortlaut:

Titel: Linke Gewalt: Besetztes Haus geräumt

In Berlin-Mitte hat der linksautonome Spuk ein Ende – zumindest vorläufig. 600 Beamte der Polizei und das SEK haben am Nachmittag ein seit Monaten besetztes Haus geräumt. Der Besitzer – ein Arzt aus Passauer – hatte seit Monaten vergeblich Miete gefordert. Ursprünglich hatte er dort ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt geplant. Die Besetzer haben das allerdings sehr eigenwillig interpretiert. Bereits im Sommer signalisierten sie, dass sie das Haus auf keinen Fall freiwillig räumen räumen. Nun endlich haben die zuständigen Behörden reagiert.

[00:30 Schnitt: War der vorangegangene Text mit Bildern von der „Räumung“ der Brunnenstraße hinterlegt, kommen jetzt auf einmal Bilder von den Krawallen des ersten Mai]

Linksradikale Gewalt gehört in Berlin inzwischen zum traurigen Alltag. Mehr als 280 Autos wurden in diesem Jahr bereits in Brand gesteckt. Die Täter wollen so den Zuzug wohlhabender Bürger verhindern. Oftmals wird ihr Verhalten von linksorientierten Lokalpolitikern gedeckt. Für die Täter möglicherweise eine Art Freibrief.

[00:49 Schnitt: Es folgt eine Aussage von Claudia Schmid vom Verfassungsschutz Berlin]

„Wir haben ja sogar Äußerungen aus dem politischen Raum wo quasi so etwas gerechtfertigt wird und entschuldigt wird, weil ja bestimmte Taten gegen den Krieg und gegen den Militarismus sind. Das ist gefährlich und kann den Tätern das Gefühl geben, dass man hinter ihnen steht.“

[01:08 Schnitt: Es folgen wieder Aufnahmen von der Räumung der Brunnenstraße 183]

Wie so oft besteht zu befürchten, dass die Räumung vom Nachmittag weitere Gewalt nach sich zieht. In Berlin soll es nach Angaben des Verfassungsschutz 2000 gewaltbereite Autonome geben.

7 Kommentare

  1. rz says:

    … es wird mal wieder zeit für einen bewaffneten Kampf. An die Waffen und: einigt Euch. gestritten wird später. Fügt den Leistungsträgern des Imperalistischen Gehabe ordentlich Schaden zu.

  2. Muss ich das als Betreiber meines Blogs als Aufforderung zu Straftaten löschen – oder reicht es einfach, wenn ich sage, dass ich bewaffneten Kampf für ganz großen Bullshit halte, da er nur eine weitere Repressionsspirale in Gang setzt. Siehe Autonome und heute hochgerüstete Polizei.

    Also rz, Scheiss-Idee!

    Wir müssen uns anders wehren, verweigern, Obstruktion, Sabotage mit Courage, ziviler Ungehorsam, Streiks, usw. – das ist viel besser als bewaffnet gegen den Staat vorgehen zu wollen. Die haben am Schluss Panzer und Soldaten. Militärisch ist der Kampf nicht zu gewinnen.

  3. meyers says:

    Wieso muss überhaupt ein besetztes Haus vor seinem Eigentümer geschützt werden?

    Wieso arbeiten die sogenannen linksautonomen nicht dafür, selbst Häuser zu günstigen Mieten zur Verfügung zu stellen?

    Ach ja, stimmt ja, das würde ja Arbeit bedeuten. Und rumsitzen, saufen und ab und zu ein paar Sprüche brüllen ist nicht so anstrengend wie es richtiges konstruktives Engagement ist.

    Ehrlich gesagt: Wer nichts besseres zu tun hat, als anderer Leute Eigentum zu besetzen und damit zu klauen, der braucht sich weder links noch autonom zu nennen. Damit hat der Scheiß nämlich gar nichts zu tun.

    Wer wirklich autonom und links ist, der sitzt nicht rum und säuft sich einen an oder geht traditionell 1x im Jahr Steinewerfen und ab und zu mal „scheiß Bullen“ brüllen. So etwas tun nur Idioten.

    Wo also sind hier diejenigen, die wirklich linksautonom konstruktiv arbeiten und eigene Projekte, Räumlichkeiten und Arbeit für andere zur Verfügung stellen?

  4. Dr. Paul Löewenhertz says:

    gut gebrüllt, meyers. linke, kluge projekte gibt es en mass, sie sind sozusagen wie man bourgoise sagen würde, der kitt der gesellschaft… es bleibt trotz allem die eigentliche frage nach dem recht von gewalt gegen gewaltätige. das system insgesamt ist korrupt und menschenverachtend. in dem sinne besteht ja irgendwie ein selbstverteidigungsrecht gegen das system. insofern hat rz vielleicht doch nicht so unrecht. es kann zu einem punkt kommen, wo es mehr als naiv sein wird, zu streiken zu diskutieren und bla bla zu machen. ob und wann dieser punkt eintreffen wird ist sicherlich geschmackssache…

  5. PorNoKratie says:

    Das Video ist in der Tat ein gutes Beispiel für den Niedergang des gesamten Spiegel-Verlages was qualitative journalistische Berichterstattung anbelangt! Wenn du die Transkription haben möchtest, die hab ich auch angefertigt :)

  6. John F. Nebel says:

    Danke für den Hinweis und den Artikel. Ich habe das mal direkt im Artikel verlinkt.

  7. Pressefuzzi says:

    Ergänzend:
    Auch Unterlassung von Berichterstattung verfälscht und hat Methode.
    Z.B. am 30. April 2009.
    Siehe:
    http://bewegung.taz.de/organisationen/pokobi/blogeintrag/polizei-erschiesst-buerger-

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