Mitten in Wien erschuf 2004 das Künstlerduo Eva und Franco Mattes den mittlerweile legendären Nike Ground. Auf den historischen Karlsplatz sollte eine monumentale Swoosh-Skulptur gestellt, der Platz selbst in Nike Ground umbenannt werden. Eine 13 Tonnen schwere Hightech-Infobox und eine flashy Website von Nike informierten die aufgebrachten Bürger Wiens über den Verkauf ihres Platzes an den umstrittenen Konzern. Natürlich war alles ein Fake, ein fiktives Szenario, das Anstoß gab für eine Debatte um die Kommerzialisierung städtischen Raums. Auf der gefälschten Website kündigte Nike an, demnächst überall auf der Welt Nike-Plätze zu schaffen. Auch in Tokio.
Und dort wird sechs Jahre nach Nike Ground die Fiktion von der Realität eingeholt.
Anfang April beginnen die Bauarbeiten. Dann wird aus dem Miyashita-Park im hippen Tokioter Stadtteil Shibuya eine Sportanlage mit Skateboard-Ramps und Kletterwand. Gebaut von Nike. Über 4 Mio. Euro lässt sich der Konzern den Umbau kosten und kauft sich für knapp 140.000 Euro pro Jahr gleich noch auf 10 Jahre die Namensrechte des Parks dazu. Einen Miyashita-Park wird es nicht mehr geben – er heißt dann Nike Park. Und wer rein will muss zahlen. Dagegen regt sich seit zwei Jahren Widerstand der Anwohner des Parks. Nicht nur, dass hier ein Stück öffentlichen Raumes einfach verkauft wird, an dem in der Vergangenheit viele Demos ihren Ausgangspunkt nahmen und an dem Menschen zusammenkommen konnten, ohne etwas konsumieren zu müssen. Auch leben in dem Park viele Obdachlose, deren Zahl nach der Krise in Japan weiter gestiegen ist. Sie werden nun von Nike noch weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt.
Bislang sieht es so aus, als würde der Konzern trotz der Proteste einfach weitermachen. Urbane Aktivisten rufen deshalb weltweit für den 31. März zu einem Global Action Day auf. Auch in Berlin gibt es eine Nike Town am Kudamm. Es kann nicht schaden, dort einige von diesen Zetteln fallen zu lassen.
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