Warum die netzpolitische Bewegung in der Streetview-Debatte versagt


Die digitale Bürgerrechtsbewegung verzockt gerade die Chance, die Bewegung für Datenschutz, Privatsphäre und Grundrechte zu vergrößern und ihr wieder mehr Leben einzuhauchen.

Das Unwohlsein großer Bevölkerungsschichten gegenüber dem Ablichten des eigenen Hauses – ein eindeutiges Datenschutzanliegen übrigens – wird als lächerliches Aufbegehren wenig informierter Idioten abgetan, die einfach noch nicht in der digitalen Gesellschaft angekommen seien.

Natürlich ist klar: Streetview ist nur die logische Fortsetzung des Stadtplanes, die Kartographie des öffentlichen Raumes mit 360-Grad-Fotos. Und am Schluss können wir diese Daten alle nutzen. Es gibt wirklich Schlimmeres.

Und dennoch haben die Menschen Angst, weil diese Art der „Überwachung“ so nah zu ihnen kommt.
Weil der eigene Vorgarten betroffen ist. Das Auto im Carport und die lange nicht gestrichene Fassade.

Anstatt diese sensibilisierten Menschen „abzuholen“ und auf ihre Bedenken einzugehen – überlassen wir diese Rolle den Sicherheitsfreaks und Hardlinern in der CDU. Die können sich jetzt als Datenschutzfreunde gerieren. das sind die Leute, die sonst jede so beschissene Überwachungs- und Kontrollmaßnahme – vom Nacktscanner bis zur Zensur des Internets – vehement fordern und im Bundestag fröhlich abnicken.

Wir überlassen potenzielle Verbündete unseren politischen Gegnern im Parlament – anstatt die Sorgen der Menschen um Privatsphäre und Datenschutz Ernst zu nehmen – und uns selbst mit ihnen zu verbünden.

Wir verpassen die Chance, Streetview in den Kontext Infoscore-Screening/ Schufa-Scoring zu stellen. Denn die haben ihr Streetview schon vor Jahren gemacht und nutzen diese Daten um Kreditwürdigkeit aller Menschen zu messen.

Wir verpassen die Chance, die Sensibilisierung der Menschen zu nutzen, um sie auf andere Datenschutzprobleme und Überwachungsmechanismen wie Vorratsdatenspeicherung, Nacktscanner und ähnliches hinzuweisen.

Stattdessen höhnen Protagonisten im Netz über die Non-liner, stellen wie Spreeblick Tools ins Netz, die ein ebensolches beabsichtigen und machen sich über die Widerspruchsmöglichkeit lustig. Für Sixtus ist die Debatte #sinnfreiehysterie, Netzpolitik.org hält sich vornehm zurück und die Piratenpartei zerfleischt sich lieber selbst über Liquid Feedback als mal eine ausgewogene Stellungnahme zu Streetview bringen. Wohin das Auge blickt: kein Ansatz die Streetview-Angst-Menschen für die digitale Bürgerrechtsbewegung zu werben.

Klar, ein Teil der um ihre Häusle besorgten Bürger ist hoffnungslos für diese liberal/libertäre Bewegung verloren: sie haben Angst vor dem bösen amerikanischen Konzern Google, befürworten aber staatliche Eingriffe. Weil der Staat ja immer gut ist.

Das ist aber nur ein Teil dieser besorgten Bürger.

Den anderen Teil mit seinen realen Datenschutzbedenken lassen wir liegen, machen ihn lächerlich und amüsieren uns, weil wir ja ach so weit vorne sind. Mit einer solchen „Strategie“ verbreitert man keine Bewegung, gewinnt man keine Verbündeten und verliert selbst an Relevanz – wir werden die Auswirkungen am 11. September bei der Demo „Freiheit statt Angst“ sehen. Schade eigentlich.

Foto: CC-BY-SA frollein2007

22 Kommentare

  1. Jens Best says:

    Die Häme gegenüber digital unerfahrenen Menschen finde ich auch nicht sinnvoll.

    Dennoch machst du es dir ein wenig einfach, indem du die Beweggründe der „netzpolitischen Bewegung“ auf Datenschutz reduzierst. nicht umsonst heisst es ja: „Persönliche Daten schützen, öffentliche Daten nützen“.

    Die Strassenansichts-Panik der durch Politik und Medien aufgescheuchten Menschen mit wenig Online-Affinität ist somit nicht mal eben so taktisch einzusetzen, um das Bewusstsein in der breiten Bevölkerung für einen sinnvollen Umgang mit persönlichen Daten zu fördern.

    Viele der „Ich lass mein Haus pixeln“-Menschen benutzen schön brav ihre Payback-Karten („Bringt ja was“!!) und sind froh darüber, dass es jetzt „bessere“ Personalausweise gibt.

    Wenn du denen anbieten würdest am Eingang zu ihrer Strasse einen RFID-Leser aufzustellen, damit im Wohnzimmer eine Alarmleuchte blinkt, wenn ein Fremder mit einem nicht in der Strasse registriertem Perso kommt, dann fänden die das auch gut. So sieht es nämlich da draußen aus.

    Ich habe mir aufgrund meiner Aktion „Verschollene Häuser“, die alle verpixelten Häuser via User-generated-Fotos wieder einstellen wird, die Mühe gemacht mit einigen dieser Menschen zu reden. Datenschutz ist nicht deren Antrieb. Das ist nur ein Wort, das sie jetzt gelernt haben um ihre spiessigen Ressentiments nicht formulieren zu müssen.

    Dennoch sehe ich einen Ansatz, um die Debatte zu nutzen. Politisch geht es jetzt darum, zu eruieren, was ist öffentlich und wo beginnen private Daten. Kann informationelle Selbstbestimmung bis auf den Bürgersteig ausgedehnt werden oder verlieren wir dann das, was Hannah Arendt den öffentlich Raum genannt hat, der durch (gemeinsames) Handeln definiert wird.

    Wenn klar ist, was im Informationszeitalter als Öffentlich verstanden wird, gibt es auch mehr Klarheit (und Sachlichkeit) über das Private. Dann muss dieses Private auch besser durch den Einzelnen justierbar sein.

    Aktuell nach Datenschutz zu schreien, überdehnt den Begriff und verwässert ihn dadurch. Es kann kein Verständnis für das Private geben, wenn das Öffentliche nicht gleichwertig gesetzt und verteidigt werden kann.

  2. jo says:

    Ahja, die Szene versagt. Und natürlich ist klar, dass „Streetview nur die logische Fortsetzung des Stadtplanes“ ist. Schön, dass uns endlich mal einer sagt, was Sache ist. Danke.

    PS: Was die vornehmene Zurückhaltung von netzpolitik.org betrifft, bitte, hier:

    http://www.netzpolitik.org/2010/aneinander-vorbeireden-man-muss-es-nur-wollen/
    http://www.netzpolitik.org/2010/wie-ich-lernte-sondersicherzeitszonen-zu-lieben/

  3. John F. Nebel says:

    Natürlich haben nicht alle Streetview-Gegner ein ausgeprägtes Bewusstsein für Datenschutz und Privatsphäre. Und natürlich sind jede menge Spießer dabei, die sonst jeden Scheiss mitmachen. Das hatte ich aber auch gesagt.

    Mir scheint es aber so, dass es kaum Versuche gibt (mir sind jedenfalls keine bekannt), wo versucht wird, klar zu machen: Hey das ist öffentlicher Raum, aber schau doch mal, was mit deinen privaten Daten passiert. Das sehe ich schon als Versagen der wie auch immer aussehenden Netzbewegung an, die hier einfach eine Chance verspielt neue Unterstützerinnen und Unterstützer zu werben. Oder zumindest mit den Leuten in Kontakt zu treten.

  4. John F. Nebel says:

    @jo: OK, das mit der vornehmen Zurückhaltung nehme ich teilweise zurück. Aber zeig mir doch mal Beispiele, wo versucht wird, auf die Streetview-Gener zuzugehen? Und da kann man schon sagen, die Szene hat versagt.

  5. Michael says:

    Herr Best, haben Sie keine Angst vor einer „Rache“ vereinzelter Hausbesitzer. Das Selbstjustiz verboten ist, ist kein Grund sie nicht auszuüben. Man kann einen anderen Menschen auch richtig schädigen, ohne ihn zu verprügeln, z. B in dem man an seine Familie herantritt. Das andere Menschen auch gegen Sie und ihre Mitstreiter eine Rufmordkampagne usw. starten könnten ist Ihnen wohl hoffentlich klar.

  6. Jens Best says:

    @Jo

    Hallo Jörg-Olaf,

    “Streetview NUR die logische Fortsetzung des Stadtplanes” – von NUR habe ich nichts gesagt. Es geht natürlich AUCH um den Umgang mit persönlichen Daten im öffentlichen Raum. Wer darf was womit machen und hat man die möglichst umfangreiche Hoheit über die eigenen PRIVATEN Daten.

    Wenn allerdings das Verständnis von Privat auf die Farbe der Häuserfassade erweitert wird, stelle ich mich dem entgegen. Es gibt zahlreiche Regelungen im Umgang mit personalisierbaren Daten, es sei nur beispielhaft die Zusammenführung von Haushaltsdaten von mindestens drei Häusern in Wohngebieten mit Einfamilienhäusern genannt.

    Wer seine persönlichen Daten, z.B. seine Adresse veröffentlicht hat bzw. einer Veröffentlichung in einem klar definierten Umfang zugestimmt hat, der muss einerseits die Möglichkeit haben an dieser Quell-Datenbank eine Löschung vornehmen zu lassen, genauso darf er aber nicht rumlamentieren, wenn die Daten verarbeitet werden, wenn er diesen explizit zugestimmt hat.

    Man muss von den Menschen auch mal ein wenig verantwortungsvolles Mitdenken erwarten können und nicht immer den schlimmsten DAU ausgraben und technische Innovation an dessen Erkenntnislevel orientieren.

  7. Jens Best says:

    @Michael

    Ja, obwohl die Zustimmung zu meiner Aktion überwältigend ist, gab es einige vereinzelte Stimmen, die mich doch an der Stärke der zivilisatorischen Kruste dieser Gesellschaft zweifeln lassen.

    In den Köpfen einiger bin ich wohl jemand, der in die Wohnzimmer der Menschen stürmt und sie an den Haaren auf die Strasse zieht und dort in einem Blitzlichtgewitter fotografiert. Das ist natürlich falsch. Es geht um Häuserfassaden.

    Die Erbärmlichkeit der Drohungen ist, ich will mich hier höflich ausdrücken, schockierend. Das zeigt aber, dass es diesen Menschen nicht um ein gegenseitiges Respektlevel geht, sondern um das Aufrechterhalten ihrer spiessigen Ressentiments. Wer schon auf das Ausrufen einer Fotoaktion im öffentlichen Raum mit Gewalt droht, der zeigt, das er, unabhängig vom Datenschutzverständnis, noch viel zu lernen hat, was menschlichen Umgang in einer gelebten streitbaren Demokratie bedeutet.

  8. BohemianBerlin says:

    Treffender Beitrag. Kritiker von Google Streetview sind angeblich entweder unwissend oder Spiesser oder einfach nur analog. Statt die Kritiker zu diffamieren, sollten die Street-View-Fans darlegen, was eigentlich links daran ist, wenn ein milliardenschwerer US-Konzern den öffentlichen Raum abfotografiert, die Inhalte vermarktet und dies quasi in einer Monopol-Situation tut. Statt eine generelle Debatte anzustrengen, provozieren Google-Propangadisten mit Aktionen wie „Jetzt erst recht – wir fotografieren Euch, eben weil Ihr das nicht wollt“ und nehmen damit letztendlich jeden Ernst aus der Debatte. Schön zu sehen, dass es noch Blogs gibt, die sich für eine digitale und analoge liberale Öffentlichkeit einsetzen, ohne beim Gedanken an Googles Streetview-Projekt blind jubelnd durch den (digitalen) Raum zu rennen.

  9. SD says:

    Irgendwie liest sich das hier als wäre der Autor neidisch auf den Populismus der anderen?!

  10. @BohemianBerlin says:

    Also wenn der „milliardenschwere US-Konzern“ das macht und die Inhalte allen Menschen mit Internetzugang kostenlos zur Verfügung stellt ist das jetzt warum schlechter, als wenn deutsche Konzerne oder der deutsche Staat das gleich tun, aber die Inhalte nur gegen viel Geld verkaufen?

    Natürlich wäre eine OpenStreetView besser als Google. Aber lieber Google als gar nicht. Und erst recht lieber Google als Landwirtschaftsamt und Schufa.

  11. (Anmerkung Metronaut: Wir haben hier keine Lust auf ehrenrührige Privatkriege mit Klarnamen & so. Ihr könnt Euch übelst beschimpfen, gut diskutieren, aber nicht mit Klarnamen. Doof, dass mich der Kommentator zwingt ein erstes Mal einen Kommentar zu löschen.)

  12. Torsten says:

    Jens Best: Das mit der Nicht- Häme musst Du noch üben. Pauschale Beschuldigungen bzgl Payback und E-Perso gehören nicht dazu…

  13. BohemianBerlin says:

    @anonym
    Eine Firma wie Google oder eine andere kapitalistisch agierende Firma egal auf welchem Ort dieser Welt bekommt quasi ein Monopol auf das digitale Abbild dieser Welt. Und macht das ja nicht aus Nächstenliebe, sondern weil die enormen Investitions-Kosten durch Vermarktung der Inhalte wieder reinkommen sollen. Da darf man durchaus Bauchschmerzen bekommen, wie z.B. auch bei Facebook und Co. Natürlich ist auch mir Google lieber als die Schufa (aber mir ist eigentlich fast alles lieber als die Schufa), aber es gäbe durchaus noch andere Konstrukte, die demokatisch legitimierter den einen großen digitalen 3D-Stadtplan erarbeiten – und vielleicht auch ernsthafter mit grundsätzlichen Einwänden umgehen würden. Ich persönlich jedenfalls betrachte ein Gebäude nicht nur als Fassade, sondern als Teil des Lebens und kann mich persönlich nicht an Streetview oder andere Projekte dieser Art begeistern. Formuliere ich diese Kritik in Foren der Netzgemeinde wie z.B. Twitter, werde ich quasi wie ein Aussätziger behandelt. Ich denke, mehr als Marketing-Blabla würde mir Google auf meine grundsätzlichen Einwände auch nicht antworten.

  14. @BohemianBerlin says:

    Warum denn Monopol? Kann und sollte jede_r nachmachen. Jens Best fängt schonmal an :)

  15. Anonymous says:

    (Anmerkung Metronaut: Wir haben hier keine Lust auf ehrenrührige Privatkriege mit Klarnamen & so. Ihr könnt Euch übelst beschimpfen, gut diskutieren, aber nicht mit Klarnamen. Doof, dass mich der Kommentator zwingt ein erstes Mal einen Kommentar zu löschen.)

  16. Jens Best says:

    Gut, dann fordern wir halt, wie eine Freundin von mir neulich vorschlug, dass es einen zivilgesellschaftlich getragenen Fork von Streetview gibt. Desweiteren fordern wir, dass es eine anerkannte Leistung im Rahmen des Zivildienstes wird, wenn jemand mit GPS-Tracker, Kamera usw. für openstreetmap Dörfer abläuft und in Zusammenarbeit mit Heimatmuseen alte Dorfansichten digitalisiert und auf Karten einbindet.

    Will sagen, dann habt doch mal ein paar Ideen, die man fordern und fördern könnte. Verpixelte Fotos unter Creative Commons Lizenz auf streetview einzubinden ist bestimmt nicht die Ultima Ration für ein netzpolitisches oder besser gesagt netzgesellschaftliches Engagement.

    Aber wenigsten wird so mal über das Thema anders diskutiert als einfach nur „Verbieten, Verbieten, Verbieten“.

  17. John F. Nebel says:

    @SD: Neidisch auf den Populismus der anderen? Das ist doch Quark. Metronaut ist das selbsternannte populistische Zentralorgan der C-Blogs. Das reicht vollkommen.

    Nein, es geht mir darum, dass es fast nirgendwo den Ansatz gibt, auf die Streetview-Gegner zuzugehen und Teile von Ihnen zu integrieren. Da sind ein Haufen Leute drunter, denen ist die Privatsphäre und der Datenschutz wichtig. Sie setzen nur vielleicht an der falschen Stelle an, weil sie erst jetzt merken, was passiert (Carport, Auto, Hausfassade – oh das bin ja ich). Und jetzt sollten diejenigen, die für Datenschutz sind, eher auf diese Leute zugehen als sie auszulachen. Und: mir geht auch dieses oftmals komplett kritiklose Streetview-Gejubel auf den Keks. Immerhin sind das wieder mehr Daten, die der datenhungrigste Konzern der Welt bekommt. Das kann man schon kritisch sehen. Google ist nicht Wikipedia oder Open Streetmap. Grundsätzliches Misstrauen gegenüber Konzernen und Staat finde ich immer angebracht.

  18. Anonymous says:

    Herr Best, für Sie gilt wohl eher erstmal „entschuldigen, entschuldigen, entschuldigen“ nach dem, was Sie den Leuten um die Ohren gehauen haben. Sie schreiben in Ihrem Twitterprofil Sie seien Worldlover nun, da sind Ihre Mitmenschen wohl leider nicht mit eingeschlossen. Das sollten Sie aber sein sonst gewinnt man sehr schnell den Eindruck, dass es Ihnen hier ausschließlich um Ihre persönlichen Belange geht. Diesen Eindruck sollten Sie mit ein bisschen Demut entkräften ansonsten haben Sie sich leider selbst verbrannt.

  19. BohemianBerlin says:

    @Jens Best
    Ja, es ist richtig, das nur ein Mega-Konzern mit diversen Einnahmemöglichkeiten wie Google so ein Projekt stemmen kann (Zwangsdienste wie Zivildienst lehne ich übrigens ab). Und ja, es ist auch richtig, das letztendlich jeder Widerstand gegen dieses Projekt sinnlos ist, weil es eh kommt.
    Mir persönlich ist ganz ehrlich der gesellschaftliche Nutzen von Streetview nicht wirklich klar. Es ist für mich ein Marketing- und Urlaubsplanungs-Gadget (mit diversen Missbrauchsmöglichkeiten), nicht mehr und nicht weniger. Daran ist ja auch erstmal nichts auszusetzen. Nur dass eben jeder gezwungen wird, hierbei mitzumachen und sein Lebensumfeld / sein Haus / seinen Garten / whatever der ganzen Welt zu präsentieren, das kann ich nicht gutheißen. Digitale Öffentlichkeit hat auch etwas mit Selbstbestimmtheit zu tun, und das fällt hier weg. Klar, man kann sein Umfeld verpixeln lassen, aber a) ist das irgendwie albern und b) kommen dann Leute wie Du, die einen quasi-Internet-Pranger für solche Häuser basteln (und wenn Du es nicht machst, machen es jetzt andere).
    Nicht alles technisch Machbare und auf dem ersten Blick faszinierende muss auch umgesetzt werden (frei nach Dürrenmatts Physikern).

  20. Jens Best says:

    @BohemianBerlin

    „nicht alles technisch mögliche…“

    Wollte ich dir vorhin schon schreiben. Es kommt mir doch so vor, als würde einige denken, die Alternative zu „kritische Reflektion von technischem Fortschritt“ sei „Blinder Fortschrittsglaube“ – Es gibt, glaube ich auch soetwas wie einen verantwortungsvollen Optimismus in der Gestaltung des Informationszeitalters.

    Wenn wir anfangen Aspekte unseres Lebensumfeldes, die bisher zum öffentlichen Raum gehörten für privat zu erklären, begehen wir einen Fehler.
    Nicht derjenige, der nicht am gemeinsamen Leben teilnimmt, im attischen Wortsinne also der „Idiot“, sollte das Vorbild für einen engagierten Menschen in der digitalen Gesellschaft sein.

    Deswegen versuche ich eine bessere Trennschärfe in die „streetview“-Diskussion zu bringen. Haus, Wohnzimmer, Zuhause – alles Begriffe die sehr unterschiedlich emotional belegt sind. Deswegen nochmals ganz klar – es werden die vom öffentlichen Raum einsehbaren Bestandteile des Hauses fotografiert – wie es auch schon immer möglich und gang und gebe war.

    Und über Personen, die mich deswegen, ohne mich zu kennen und ohne mit mir gesprochen zu haben, aufs übelste Beleidigen kann ich nur sagen, dass sie der beste Beweis dafür seid, das es noch ein weiter Weg für eine wirklich streitbare gelebte Demokratie in Deutschland ist. Des weiteren sind diese armseligen Trolle auch ein Beweis, dass „das Web“ nicht per se aus dem Menschen das Beste herausholt. Jeder der im Digitalen die Umgangsformen abwirft, die er (ich unterstelle das positiv) im physischen Raum grundsätzlich an den Tag legt, hat nicht verstanden, das dies hier, sogar dieser Kommentarbereich, ein faktischer Bestandteil der Realität ist.
    Deswegen, ihr armseligen Wichte da draußen, sei kurz gesagt: Piss die Wand an!

  21. BohemianBerlin says:

    @Jens Best
    Und damit kommen wir zum Schluss wieder zum ursprünglichen Metronaut-Text. Deine ersten beide Absätze machen deutlich, wie grundsätzlich die Diskussion eigentlich geführt werden sollte innerhalb der Netzgemeinschaft. Es ist auch nicht so, dass ich Deinen Ansatz nicht verstehen und in Teilen nicht auch nachvollziehen konnte. Das Vorurteil des blinden Fortschrittsglauben haben sich einige StreetviewFans allerdings tapfer erarbeitet. Vielleicht ändert sich das ja jetzt.
    Das Du persönlich angegriffen wirst von Leuten, die Dich nicht kennen, ist selbstverständlich nicht zu tolerieren. Aber ganz ehrlich: Weniger Provokation Deinerseits würde die Debatte auch deutlich entschärfen – und damit wieder inhaltlich machen.
    Übrigens, das zum Ende noch: In Deiner letzten Zeile fehlt hinter dem „an!“ noch: – „und lasst Euch dabei fotografieren (natürlich wird das Gesicht verpixelt)“

  22. Jens Best says:

    @BohemianBerlin

    Stimmt. Wir wollten das ja eh mal bei einem Bierchen beschnacken. Vielleicht ergibt sich ja im September eine Möglichkeit.

    Die Provokation ist eigentlich eine Gegenprovokation. Mit dem Unsinn angefangen haben Aigner und Konsorten, die die Unwissenheit und Irritationen in Teilen der Bevölkerung instrumentalisiert und gegen eine positive von Verantwortung geprägte Haltung in Sachen Webverständnis einsetzen. Ein „So nicht“ war also leider in aller Deutlichkeit notwendig.

    Das „Piss die Wand an!“ war ne kleine Hommage an Donnie Brasco (mit Al Pacino, Johnny Depp) Geiler Film :)

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