Basicthinking und Onlinekosten GmbH im Schleichwerbesumpf

Sascha Pallenberg von Netbooknews.de hat rausgefunden, dass die Onlinekosten GmbH mit Basicthinking.de zusammen Keywordspam bereibt. Dabei wurde Basicthinking als Strohmann genutzt um B- und C-Blogger für eine Kooperation zu gewinnen. In dieser „Kooperation“ fiel den Blogs die Aufgabe zu, bestimmte Schlagwörter in Artikeln zu verlinken. Wenn ich „Günstiger Anbieter für Reisen“ zu einem Reiseportal verlinke, steigt dessen Relevanz bei genau dieser Phrase. Wie diese Art der suchmaschinenoptimierenden Schleichwerbung eingefädelt wurde, schreibt Pallenberg in seinem Blog. Etwa 100 Blogs sollen in diesem Schleichwerbungsnetzwerk beteiligt sein, für einen Link gab es zwischen 25-65 Euro. Gleichzeitig mussten die beteiligten Blogger unterschreiben, dass sie nichts sagen.

Ich finde: Wer in seinem Blog nicht gekennzeichnete Werbung macht oder den SEO-Fuzzis nach dem Mund linkt, ist ein armseliges Würstchen, dem weder seine Leser noch sein Blog etwas Wert sind. Gerade in Blogs, die ja für Glaubwürdigkeit, Subjektivität und Gegenöffentlichkeit stehen, kommt man damit nicht gerade weit. Von dem her, ist die ganze Story in der Kategorie: „Hoppla, ich schiesse mir selbst ins Knie zu verbuchen.“

Wer jetzt mit erhobenem Zeigefinger auf die Blogosphäre zeigt, sollte sich lieber die großen Fische vornehmen. Schleichwerbung, also die Vermischung von redaktionellen und werblichem Content, ist in der Medienbranche längst zur Normalität geworden. Mal abgesehen von der alltäglichen PR, die Themen, Marken und Produkte in TV, Radio, Print und Online bringt, weil diese Stories sich eben platzieren lassen. Das ist noch Grauzone, weil oftmals kein Geld fließt.

Jeder, der mal in der PR gearbeitet hat weiß, dass man sich längere Abdrucke über Produkte von Kunden, teilweise mit Gewinnspielen erkaufen muss. Andere Medien berichten nur, wenn man gleichzeitig oder in der nächsten Ausgabe Werbung schaltet. Manche Journalisten und Blogger lassen sich durch Sachpreise („Behalten Sie das Rezensionsexemplar!“) und durch Journalistenreisen bestechen.

In der Werbe- und Medienbranche ging letztes Jahr das Gerücht um, dass sich RTL für das Dschungelcamp sechs Mal eine Titelseitenpräsenz bei der BILD gekauft habe. Insider erzählen sogar, dass die Pharmaindustrie für 30.000 Euro ihr genehme Experten in der FAZ zu Wort kommen lässt. Dafür gäbe es ganze Autorenpools, je nach Zeitung und Größe variiere der Preis. Ob die jeweiligen Medien davon wissen oder nur dreckiger Undercover-PR der übelsten Sorte aufsitzen, steht auf einem anderen Blatt.

Es gibt Zeitschriften, die leben davon, dass man sich eine Präsenz in ihr erkauft. Viele Stadtmagazine leben so. Beim Vice-Magazin gehört eine klug gemachte Vermischung von ungekennzeichneter Werbung und Artikeln zum Kerngeschäft. Von abgehalfterten Volksmusikstars will ich gar nicht reden. Aber war es nicht die Serie Marienhof, die sich Dialoge von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft bezahlen ließ. Und sind es nicht Experten der gleichen Lobbyorganisation, die bei Anne Will & Co auf Dauerrotation laufen.

Medien sind ein dreckiges Geschäft und dieser Blogskandal („Tsunami“) gehört eher zu den kleineren Auswüchsen. Klar ist: wer Werbung nicht kennzeichnet, ist unglaubwürdig. Dass Pallenberg die beteiligten Blogs nicht nennt, ist schade. Denn Leser haben ein Recht darauf, zu wissen, ob sie gekaufte Scheisse oder journalistische Erzeugnisse lesen. Wenn sie das nicht sowieso selber merken.

Update: Über Pallenberg schlagen jetzt die Wellen zusammen. Und das doppelt: einerseits rauscht eine Horde von SEO-Fritzen an, die – wie man ihrer Aufregung anmerkt – ihr Geschäftsmodell angegriffen sehen und ihn aufs Übelste anpöbeln. Das zeigt eigentlich ganz gut, dass er mit seiner kleinen Recherche ins Schwarze trifft. Auf der anderen Seite bekommt Pallenberg jetzt zu spüren, dass seine großmundigen Ankündigungen „aufsehenerregensten Geschichte der deutschen Blogosphäre dieses Jahr“ vielleicht etwas zu hoch gegriffen waren. Wer die Revolution ankündigt und eine kleine Demo macht, sorgt für Enttäuschung. Bitter an der ganzen Geschichte finde ich, dass diese Form der Schleichwerbung von vielen als ganz normal hingenommen wird. Pallenberg täte gut daran, wenn er jetzt nachlegt und die beteiligten Blogs auch noch aufdeckt – denn zumindest sollte es diesen Leuten ein bisschen wehtun.

8 Kommentare

  1. tobi says:

    Hmm, es ist kinderleicht an einige der Blognamen zu kommen. Einfach google nutzen und nach den Links via „Link:URL“ suchen und die Keywords vergleichen! Aber nach erster Sichtung denke ich, dass es da qualitativ ganz bedeutende Unterschiede gibt und man da nicht alle im gleichen Atemzug nennen sollte. Da sind welche dabei, die machen es in so gut wie jedem Artikel und welche, die haben vllt. einen einzigen Link im ganzen Blog…

    Ich würde mich da nicht zum Richter und Henker aufspielen wollen und die Moralkeule schwingen.

    Tust DU es denn jetzt?

  2. skffm says:

    Wirklich ein klasse Beitrag! Habe einiges dazu gelesen und sehe das 1:1 wie hier wiedergegeben. Im Besonderen der letzte Satz.

  3. John F. Nebel says:

    Ich will nicht Leute vorzerren und nennen, wenn ich nicht 100% weiß, dass sie da einen Vertrag unterschrieben haben. Moralisch habe ich kein Problem damit.

  4. tobi says:

    Wenn in verschiedenen Blogs Dutzende Links auf dritter oder vierter Ebene (domain.de/1/2/3/4.html) unter exakt den geforderten Keywords der Excel-Tabelle auftauchen dann spricht das doch eine deutliche Sprache oder?

  5. John F. Nebel says:

    Auf jeden Fall.

    Ich klick mich hier auch gerade durch, stolpere über so genannte „Social Bookmark Portale“, die nur von SEOs genutzt werden wie net-officers.de, link-house.de, lookday.de. Ich tauche in die Welt der SEP-Fuzzis ein. Toll ist auch, dass die Blog-Beiträge teilweise noch mit affirmativen Kommentaren a la „Ist wirklich ein tolles Angebot“ gewürzt werden. Astroturfing und Schleichwerbungs-SEO gehen da Hand in Hand.

  6. Das Grundproblem beim Thema „Blogs nennen“ ist doch schon, dass Sascha garnicht die komplette Liste aller Blogs hat sondern nur ein Dutzend kennt (hat er selber bei netzpolitik in den Kommentaren geschrieben).

  7. tobi says:

    Ja, den Kommentar mit „dem Dutzend“ habe ich auch eben gelesen. Somit sind jedem über die google Suche ja schon fast mehr Blogs bekannt, als Sascha :-)

    Meine Meinung ist aber, dass es sich bei zweien um erwähnenswerte Fälle handelt, da nur diese zwei wirklich gleichzeitig „Blogs“ sind und zig-fach verlinkt haben, sozus. „professionell“. Bei allen anderen handelt es sich entweder wirklich eher um so Bookmark-Portale oder aber um Blogs, die aber nur einen einzigen Link gesetzt haben.

    Alles nicht sehr Tsunami-like…

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  1. Nics Bloghaus

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