Die radikale Aktion des Zentrums für Politische Schönheit, bei der ein „Kopfgeld“ von 25000 Euro auf die Familieneigentümer des Waffenkonzerns Krauss-Maffei Wegmann ausgelobt wurde, zeigt erste Wirkungen.
Einer der Besitzer der Panzerfirma, Burkhart von Braunbehrens, ist jetzt an die Öffentlichkeit gegangen: er kritisierte mehrfach den Panzerdeal mit Saudi-Arabien, unter anderem in einem Interview mit dem ZDF, einem mit der taz und einem Brief an Bundespräsident Gauck.
Während am Wochenende die Bild am Sonntag meldete, dass Saudi-Arabien nun 600-800 statt der bislang 270 Panzer bestellen würde, wurde nach Informationen der taz Braunbehrens wegen seiner Äußerungen aus dem Gesellschafterausschuss (und anderen Gremien?) des Waffenkonzerns gefeuert. Dies hatten interessierte Gesellschafterkreise der Zeitung gesteckt.
Gleichzeitig ist der Konzern nach anfänglichen Reaktionen auf die Kampagne seit Wochen auf Tauchstation. Einzige Aussage von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) ist derzeit: „Wir haben keinen Auftrag.“ Hier fehlt nur das „noch“, wie die Frankfurter Rundschau treffend feststellt.
PR-Strategie: Verantwortung auf Bundesregierung schieben
Wenn wir uns die Kampagne und ihre Wirkung mal aus PR-Sicht anschauen, fällt zuerst auf, dass der Waffenkonzern mit der Kampagne gegen seine Gesellschafter nicht gut zurecht kommt, da sie eine völlig neue Ebene der Auseinandersetzung ist. Deshalb versuchen KMW und auch Braunbehrens die ganze Zeit, jegliche Verantwortung auf die Bundesregierung zu schieben. Das zeigen Aussagen des Pressesprechers, der davon sprach, dass man keine Wahl habe und nur umsetze, was die Bundesregierung beauftrage. Ansonsten macht der Konzern, was Waffenkonzerne immer machen: schweigen, runterspielen, abwarten. Die Strategie von KMW war durchsichtig: bloß keine aggressiven Schritte gegen die Kampagne, kein juristisches Vorgehen, jegliches Aufwirbeln von Staub vermeiden.
Der Chef einer bekannten Berliner PR-Agentur hatte mir letztens gesagt, dass die Kampagne des Zentrums für politische Schönheit, ein Meisterstück der Kommunikation sei. Dennoch halte er es für schwierig, die Eigentümer eines Waffenkonzerns bei den „Eiern ihrer Eitelkeit“ zu packen – und so den gewünschten Eklat und Effekt für die Kampagne auszulösen. Vor diesem Hintergrund ist also die Frage, ob Burkhart von Braunbehrens überhaupt in diese Falle getappt ist. Möglich ist das.
Wenn wir nun aber ein bisschen spekulieren, könnte auch die Öffentlichkeitsoffensive von Burkhart Braunbehrens und sein Rauswurf aus dem Gesellschafterausschuss eine gewiefte PR-Finte des Konzerns sein. Auch wenn der um seine persönliche Integrität besorgte Braunbehrens den Grundwiderspruch, nämlich gleichzeitig Künstler und Waffenproduzent zu sein, nicht auflösen kann,
so entlastet er mit seinem Vorpreschen doch die Menschen hinter der Firma, und damit die verantwortlichen Eigentümer des Familienbetriebs. Diese Absicht zeigen auch seine Aussagen, die suggerieren, dass die Gesellschafter angeblich keinen Einfluss auf die Firmenpolitik hätten:
Der Einfluss der Gesellschafter auf die unmittelbare Geschäftspolitik stellt sich die Öffentlichkeit wirklich etwas naiv vor. Wir sind halt ne Familiengesellschaft, die trotzdem mehr oder weniger wie eine Aktiengesellschaft, weil es soviele Familienmitglieder sind, funktioniert und der Einfluss des Einzelnen ist sehr begrenzt.
Vorpreschen von Braunbehrens nur PR-Finte?
Gleichzeitig rückt jetzt der Rauswurf aus dem Gesellschafterrat, der prompt von interessierter Seite der taz geleakt wurde, den Konzern KMW als „Bösewicht“ wieder in den Vordergrund. Ein Effekt, der dem Konzern kommunikationsstrategisch recht sein könnte. Denn Kritik am Konzern ist man gewohnt, dieses PR-Spiel beherrscht KMW seit Jahrzehnten. Eine Rückkehr auf diese Ebene ist aus Firmensicht wünschenswert, auch wenn man noch lieber die Verantwortung ganz an die Bundesregierung weitergeben würde.
Es bleibt also spannend, ob der Panzerdeal mit dem autoritären saudischen Regime noch zustande kommt. Ob sich wirklich Risse bei den Gesellschaftern auftun. Ob die Kommunikationsstragie von KMW aufgeht. Und wann die Bundesregierung in die Debatte reingezogen wird. Eines hat das Zentrum für politische Schönheit jedoch schon jetzt erreicht: das skrupellose Waffengeschäft ist wieder in den Medien und noch kämpft KMW in einem kommunikatorisch äußerst schwierigen Terrain.
Die Börse hingegen reagierte positiv auf die Ankündigung, dass es plötzlich bis zu 800 Panzer werden würden: die Aktien des mit im Boot sitzenden Rheinmetall-Konzerns stiegen in Erwartung auf den 10 Milliardenauftrag um 4,4 Prozent.
Aber auch das kann sich noch ändern.
Ist das Zitat der Tagesschau dann auch so zu vertehen, dass der Konzern die Verantwortlichkeit an die Bundesregierung abgeben will?
„Krauss-Maffei Wegmann habe sich bereits an Bundespräsident Joachim Gauck gewandt und ihn gebeten, den Export nicht zu genehmigen.“
http://www.tagesschau.de/inland/ruestungsexport100.html
Oder ist das ein Missverständnis und „der Blumenmaler“ hat den Brief geschrieben (um die Verantwortung zu delegieren.)
Die Frage, einer guten Journalistin sollte nun sein warum grade der BundesPräsi was gegen den Waffenverkauf machen soll und warum die Eigentümer die Anteile nicht verkaufen wenn sie nicht damit Leben können, dass sie Waffen verkaufen.
Ja, das ist ein Fehler im Tagessschau-Artikel. Braunbehrens hat sich an Gauck gewandt, nicht Krauss-Maffei Wegmann.