Als wäre es nicht genug, dass die Eigentümer des Panzerherstellers die Künstler vom Zentrum für politische Schönheit mit Unterlassungen und Abmahnungen überschütten, klinkt sich jetzt auch noch der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) in die Debatte ein – und prüft eine Rüge gegen die Politkünstler. Absurd, dass der PR-Rat überhaupt gegen Künstler vorgeht.
In einem Schreiben, das Metronaut vorliegt, betont der DRPR, dass ihn eine Beschwerde von außen erreicht habe, und er nun diese prüfen müsse. Diese Beschwerde sieht in der vielbeachteten und erfolgreichen Anti-Panzer-Kampagne „Verstöße gegen das Redlichkeitsgebot in der politischen Kommunikation und damit einen Widerspruch zu Grundsätzen ethischer Kampagnenführung“.
Das Zentrum für politische Schönheit (ZPS) wird aufgefordert bis zum 27. Juli zu verschiedenen Fragen Stellung zu beziehen. So wird zum Beispiel gefragt, woher die Informationen auf der Steckbriefseite stammen. Wie das ZPS immer wieder betont hat, stammen die Informationen allesamt aus öffentlich zugänglichen Quellen, wie dem Handelsregister.
Eine weitere Frage will wissen, ob die Kampagne überhaupt Kunst sei und wie das ZPS die begründe. Eine weitere Frage ist, ob die Aktion überhaupt politisch sei und zum Beispiel ein restriktiveres Rüstungsexportgesetz fordere. Auch dies steht deutlich auf der Webseite der Kampagne.
Interessanterweise fragt der DRPR auch nach, ob Personen aus großen Agenturen an der Kampagne beteiligt seien. Dies hatte das PR-Magazin in der Juli-Ausgabe berichtet. Auch will der PR-Rat wissen, wer die Kampagne finanziert hat.
Das Zentrum für politische Schönheit crowdsourced nun die Antwort an den PR-Rat in einem Etherpad: http://pad.telecomix.org/sogtutag
Interessant an dem Fall ist ja, dass eine Rüge der Kampagne das Zentrum für politische Schönheit eher adeln denn schaden würde, sondern vielmehr dass im Hintergrund alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt werden, um das ZPS zu diskreditieren. Vor diesem Hintergrund ist anzunehmen, dass die Beschwerde an sich einen politischen Hintergrund hat.
Im Hintergrund wirkt nach Informationen des ZPS auch ein alter Bekannter: Hans-Peter Uhl. Er habe bei verschiedenen Ministerien vorgesprochen. Als Reaktion auf Uhls Einwirken meldeten sich die Ministerien beim ZPS und forderten, dass der Name der Ministerien, die im Rahmen einer Finanzierung von früheren politischen Aktionen auftauchten, entfernt werden sollten. Gleichzeitig sprach Uhl, nach Informationen des ZPS, gleich mehrere Personen des politischen Berlins an, warnte diese vor den Aktionskünstlern und forderte diese auf sich von ihnen zu distanzieren bzw. jegliche Zusammenarbeit in Zukunft zu unterlassen. Uhls Interesse an der Panzerfirma Krauss-Maffei-Wegmann ist klar: in seinem Wahlbezirk liegt eine der Produktionsstätten des Rüstungskonzerns.
Zur Frage, wer denn die Beschwerde an den PR-Rat geschickt hat, kann man bislang nur spekulieren. Ein möglicher Beschwerdeführer ist Florian Hahn. Der Waffenlobbyist sitzt für die CSU im Bundestag und war früher in der Presseabteilung von Krauss-Maffei-Wegmann beschäftigt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Ja, vielen Dank für diesen aufschlussreichen Artikel. Der „Deutsche Rat“ (man achte auf den hochtrabenden Namen) für PR betreibt Selbstdemontage. Nicht schlecht, wenn das Zentrum für Politische Schönheit das auch noch zutage fördert…
Wie kommen Lobbyisten darauf, den Deutschen Presserat zu imitieren??? Ist denen denn gar nichts mehr peinlich?
Entwicklung, Produktion und Handel von Waffen wird mit dem Ausschluss aus diesem Universum geahndet.
Dies ist nicht umkehrbar.
Und jetzt geht von mir aus kacken, oder sterben. Langsam, qualvoll und langanhaltend. Waffenfreaks und Menschenrechtsverächter.
Zivilisation ist alles mögliche, nur nicht die Menschheit.