Gemäßigte Forderung: 100 Prozent Steuern auf Jahreseinkommen über 500.000 Euro

CC-BY-NC-SA DG Jones

Endlich bringt mal eine Partei das Thema Umverteilung auf den Tisch. Die Linkspartei geht mit der Forderung in den Wahlkampf, dass bei allen Gehältern über 500.000 Euro im Jahr, die Beträge oberhalb dieser Grenze mit 100 Prozent versteuert werden. Wer eine halbe Million Euro im Jahr hat, der verdient mehr als 40.000 im Monat, das ist mehr 100 Mal soviel wie der Hartz IV-Satz und gut 40 Mal soviel wie ein realistisches Minimaleinkommen. Mit 40.000 im Monat kann man richtig gut leben, prassen, Urlaub machen oder sich jeden Monat einen nagelneuen Mittelklassewagen kaufen.

Genau hier setzt die Linken-Vorsitzende Katja Kipping an: „40.000 Euro im Monat gibt es kein Mehr an Lebensgenuss.“ Was darüber hinaus gehe, fließe sowieso nur in die Beeinflussung politischer Systeme oder in Finanzspekulation. Und wer sich mal so als Normalbürger anschaut, wieviel Geld das wäre, der kann sich eigentlich getrost dieser Forderung anschließen.

Doch gleich kommt der Abwehrreflex, wenn es zum Thema Umverteilung kommt. Der Focus brandmarkt den Vorschlag als „radikalen Schritt“, dabei wird die Maßnahme, die weniger als 1% der Bevölkerung betroffen dürfte, der großen Mehrheit der Bevölkerung zugute kommen. Und bestimmt werden die „Volksparteien“ von „Enteignung“ und „extremer Forderungen“ und ähnlichem Mist reden.

Extrem ist vielmehr die ungerechte Verteilung des Vermögens in Deutschland, bei dem das reichste Prozent mehr als ein Fünftel des Gesamtvermögens, das reichste Zehntel 61 % des Vermögens besitzt und die unteren 50 Prozent der Bevölkerung nicht einmal 2 Prozent am Gesamtvermögen halten.

reichtumsverteilung

Gemessen an diesen Vermögensverhältnissen ist die Forderung der Linken geradezu gemäßigt und jeder Versuch, das hier als kommunistische Enteignung zu brandmarken, sollte ins Leere laufen. Wenn die Forderung der Linken mit geschickten Anti-Steuerfluchtkonzepten kombiniert wird, ist sie ein Anfang zu einer gerechteren Verteilung des Wohlstands auf alle.

Update:
Warum, diese Angst? Die Linke rudert zurück und entschärft ihre eigentlich sehr sozialdemokratische Forderung, das berichtet n-tv:

Kipping sagte, es solle nach den Vorstellungen der Linken für die Bundestagswahl wieder einen Spitzensteuersatz wie unter Helmut Kohl geben, also von 53 Prozent. Zudem wolle die Linke in ihrem Programm vorschlagen, „dass es für jeden Euro, den einer oberhalb von einer Millionen Euro verdient, eine 75-prozentige Millionärssteuer gibt“.

Die 100%-Forderung sei eine Forderung an Unternehmen, die Gehälter auf 500.000 Euro zu begrenzen. Hä?

Schade, dass die Linke nicht selbstbewusst genug ist, mal eine Forderung wie die aufgestellte, einfach durchzuziehen und Umverteilung konsequent auf die Agenda zu setzen.

Ein Kommentar

  1. tinitussi says:

    Ich empfehle dingend die Lektüre des Artikels von Jürgen Kremer.

    http://www.humane-wirtschaft.de/von-den-blinden-flecken-der-volkswirtschaftslehre-juergen-kremer/

    Der Aufsatz erklärt ganz deutlich, wie herum die Enteignung (die tatsächliche, täglich stattfindende) passiert.

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