Nun schon zum vierten Mal findet von Donnerstag 30. Mai bis Montag 3. Juni der Weltkongress der Hedonistischen Internationale statt. Der Weltkongress verbindet Open Air mit Konferenz, Politik mit Spaß, Aktion mit Kunst, Techno mit Aktivismus und Festival mit Ernsthaftigkeit. Im letzten Jahr kamen beim Kongress etwa 350 Leute aus aller Welt (und Berlin) zusammen um „das gute Leben schon im hier und jetzt“ zu zelebrieren, Neues zu lernen, Wissen zu teilen und dabei sich mit anderen Menschen auf ganz verschiedene Arten zu vernetzen.
Weil jedes Jahr mehr Leute kommen und der Platz auf dem Kongressgelände begrenzt ist, gibt es Karten ausschließlich im Vorverkauf. Wer also da hin will, sollte sich jetzt die Tickets besorgen.
Das Konzept des Kongresses ist einfach:
Der Weltkongress der Hedonistischen Internationale ist kein von langer Hand geplantes Event, vielmehr lebt das Ganze vom Selbermachen, vom Mitmachen von Deinen Ideen und der freien Entfaltung der Individuen. Alle Menschen, die auf den Kongress kommen, sind zugleich auch Veranstalter. Sie sind gleichermaßen verantwortlich – denn nur so macht die Geschichte richtig Spaß. Niemand verdient Geld mit und auf dem Kongress. Wer helfen möchte, kann sich auf dem Gelände einfach melden oder packt einfach mit an, wenn es was zu schleppen gibt. Es gibt genug zu tun. Spontan, geplant oder einfach nur so.
Das Programm des Kongresses orientiert sich an den Themensträngen Protest, Party, Action. Heute wurde ein allererstes Beta-Programm mit ein paar der bestätigten Vorträge und Workshops veröffentlicht:
AKT-Group Ukraine
AKT ist eine post-neoistische Gruppe aus der Ukraine. AKT lassen schon mal Farbeier von orthodoxen Priestern segnen und decken damit dann die Parteizentralen der Regierung ein. Auf dem Kongress stellen sie diese und viele andere Aktionen vor und berichten über Kunst und Protest in der Ukraine.
Aktivismus in Georgien
Die georgische Aktivistin Khatia erzählt über Proteste, Aktionen und Aktionsformen in ihrem Land.
Blow Up Media Spectacle
Die Aktivist:innengruppe „Tools for Actions“ baut riesige aufblasbare Objekte, die einerseits als mediale Symbole und andererseits für Spiel und Spaß auf Demonstrationen genutzt werden können. Ob beim Klimagipfel in Mexiko oder beim 1. Mai in Berlin, die Inflatables tauchen weltweit auf. Im Workshop erklären die Aktivisten, wie man sowas baut – und dann auch einsetzt.
Constructing Demo Units
Der „Bauraum für Lowtechideen“ zeigt, wie Aktivistinnen mit wenig Budget beeindruckende, leichtgewichtige und mobile Bauwerke für Demonstrationen und Aktionen bauen können. Das ganze wird vor Ort praktisch erprobt.
Measuring and analyzing internet censorship worldwide
Der italienische Hacker Arturo Filasto programmiert gerade eine Software, mit der es möglich ist, Zensurinfrastrukturen und zensierte Inhalte zu erkennen. Dazu werden in den zu untersuchenden Ländern Computer aufgestellt, die systematisch das Netz auf Zensur prüfen. Das Projekt will den Gebrauch von Zensur weltweit öffentlich zu machen. Das Projekt ist Teil des TOR-Projektes, das für Anonymität und Zensurumgehung im Netz genutzt wird.
Social Impact
Social Impact aus Österreich arbeitet an der Entwicklung von Narrationen, d.h. bildhafte Illustrationen, die gesellschaftspolitische Reibungsflächen und Konflikte sichtbar machen. Als „Freunde des Wohlstands“ fordern sie, dass das Bankgeheimnis Menschenrecht werden muss, auf Transparenten wird nach der gemäßigten Diktatur gerufen. Und für Afrika werden Gala-Diners mit Schampus im Park veranstaltet…
Ubermorgen.com
Nach der zeitweiligen Loslösung von der von ihm mitbegründeten, sich als Firma tarnenden Künstlergruppe etoy im Jahr 1999 gründete Hans Bernhard zusammen mit Liz die Firma ubermorgen.com. Handlungsfelder von ubermorgen sind Software-Entwicklung, Lizenz-Verträge, angewandtes Design und Beratungstätigkeiten für multinationale Unternehmen sowie Aktions-, Performance- und massenmediale Kommunikationskunst. Ubermorgen bezeichnet seine Aktivitäten als »Media Hacking« und verbreitet seine Inhalte mit »Guerilla-Marketing-Taktiken« bzw. mittels des sogenannten »Schock-Marketing«. Ubermorgen verkaufte im US-Wahlkampf 2000 auf einer Webseite Wählerstimmen an den höchsten Bieter und schuf mit dem Projekt „Google will eat itself“ ein Konzept, mit dem sich der Suchmaschinen-Konzern selbst kannibalisieren könnte…
Von den Gewerkschaften lernen – und umgekehrt
Mit Organizing versucht die Gewerkschaftsbewegung in den letzten Jahren wieder in die Offensive zu kommen. Entwickelt wurde die Methode in militanten Kämpfen von Gebäudereiniger:innen in den USA. Dabei geht es um Selbstvertretung statt Repräsentation, um systematische Konfliktorientierung statt Sozialpartnerschaft und in deutschen Kontexten auch um eine Veränderung der Gewerkschaftsapparate. Der Referent arbeitet für eine große Gewerkschaft und macht dort: Organizing.
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