Sie lagen nicht vor Madagaskar und hatten auch nicht die Pest an Bord. Dennoch hat das Berliner Wasser- und Schifffahrtsamt am Morgen des 11. Juni damit begonnen, an bestimmten öffentlichen Berliner Bootsliegeplätzen Halteverbootsschilder aufzustellen, die das Anlegen zwischen 13 und 14 Uhr verbieten. Damit wird die 24-Stundenfrist, die bisher ein Boot dort liegen durfte, um eine Stunde reduziert.
Die Maßnahme richtet sich gegen eine Handvoll lebenslustiger Bootseigentümer, die sich am Bootsanlieger Ende der Reichenberger Straße in Kreuzberg wohl nur noch symbolisch bewegten. Ein tägliches Durchrotieren genügte, um dem Gesetz der 24 Stunden genüge zu tun – und das soll jetzt ein Ende haben. Die Betroffenen scheinen nicht mehr in das neue Stadtbild Wowereits zu passen.
Einige Kapitäne sind noch optimistisch, sie wollen einfach täglich zwischen 13 und 14 Uhr ein wenig spazieren fahren. Andere sind da skeptischer, sie haben Angst um den Bestand der vertrauten Runde, die da ein Leben auf dem Sonnendeck geniest. Einige der Betroffenen müssen arbeiten und anderen fällt es auch schwer, sich an die jetzt fest vorgeschriebenen Ausflugszeiten in der Mittagszeit halten zu können. Und die fälligen Bußgelder werden kaum zu verkraften sein.
Dabei ist der Liegeplatz inzwischen fester Bestandteil der Attraktionen, die Schiffstouristen auf dem Landwehrkanal geboten werden:
„…die Häuser auf der linken Seite gehören zu Treptow und wurden nach 89 auf dem ehemaligen Mauerstreifen gebaut, auf der rechten Seite liegen die Boote einiger Kreuzberger Lebenskünstler, die hier wohl den ganzen Sommer verbringen“.
Die Reiseleiter erwähnen gerne die „etwas eigenartige Flottille“, die „Kleinen Leute Armada“, deren mutmaßliche Harz4-Kapitäne nach der Deviśe „klein aber mein“ oder „my home is my castle“ handeln. Und die Touristen knipsten angesichts der bunten Flotte entzückt Fotos. Damit soll jetzt Schluss sein.
Den Verantwortlichen des Wasser-und Schifffahrtsamt fehlt wohl die nötige Gelassenheit, ihnen sind die 6-8, sicher nicht sehr geldwerten Boote ein Dorn im Auge. Schade, dass Berlin so ein weiteres Detail vielfältiger Wohn- und Lebensräume verliert.
Der Autor Oskar lebt auf einem Boot und ist vom Parkverbot direkt betroffen.
Ahoi liebe Wassersportler,
ich finde die neue Beschilderung der sogenannten 24h-Liegestellen klasse. Es handelt sich bei diesen Liegestellen um „öffentliche Liegestellen“ welche zur Nutzung durch die Allgemeinheit eingerichtet wurden. Jeder Wassersportler weiß, dass er für sein Boot einen Liegeplatz braucht, die ist mit Kosten verbunden.
Nun kommen diejenigen ins Spiel die dauerhaft an den sogenannten 24h-Liegestellen dauerhaft liegen.
Warum liegen sie dort? Schlichtweg um sich Liegegebühren und Vereinsbeiträge zu sparen. Geiz ist eben geil.
Stören die Dauerlieger jemanden? Ja, die Allgemeinheit und das auf verschiedenste Weise. Wasserwanderer haben kaum die Möglichkeit an diesen Liegestellen anzulegen und sich die Stadt anzuschauen, die Berliner Gastronomie und das große Kulturelle Angebot zu nutzen, da diese dauerhaft belegt sind. Von der Lärmbelästigung der Anwohner und dem zwangsläufig entstehenden Müll ganz zu schweigen. Wenn man die „Kreuzberger Lebenskünstler von der kleine Leute Armada“ als Wassertourist darauf anspricht wird man beschimpft und mit Gewalt bedroht.
Vielen Dank den Verantwortlichen des Wasser- und Schifffahrtsamtes. Endlich kann die Allgemeinheit wieder öffentliche Liegestelle nutzen.
Lieber Autor Oskar, die Welt gehört allen und nicht nur den Lebenskünstlern.