Linke und Autokorso, das geht nicht zusammen. Autokorsos, das machen doch nur Nationalisten und Idioten. Und überhaupt sind Autokorsos doch ein umweltschädliches Ärgernis. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass der Autokorso als linke Aktionsform durchaus genutzt wurde.
Doch, was ist überhaupt ein Autokorso? Wikipedia weiß dazu:
Der Autokorso bezeichnet den Brauch, hintereinander mit mehreren Autos hupend durch meist innerstädtische Straßen zu fahren. Ursprünglich war dieser Brauch eine südländische Form des spontanen Feierns und Jubilierens, z. B. nach einem Sieg einer Sportmannschaft oder einer Hochzeitsfeier. [..] Um Aufmerksamkeit zu erzeugen, wird gehupt, Beifahrer lehnen sich oftmals aus Wagenfenster und jubeln Passanten zu. Bei Hochzeiten werden am Auto, in dem das Brautpaar sitzt, meist Blechdosen befestigt. Bei sportlichen Siegen werden Nationalflaggen oder Vereinsembleme aus den Fenstern geschwenkt. Obwohl ein solcher Korso als Demonstration gilt, die ordnungspolitischen Maßnahmen wie Anmeldung usw. unterliegt, wird dies von den Behörden meist geduldet. Die Rechtslage ist jedoch unklar[3], dennoch ist bei der Benutzung von Fahrzeugen unnötiger Lärm sowie unnützes Hin- und Herfahren laut Straßenverkehrsordnung § 30 verboten.
Der Autokorso als politische Demonstration wird in Deutschland quasi nur von Gewerkschaften genutzt, wie zum Beispiel im März diesen Jahres in Erfurt. Gewerkschaftlich hat der Autokorso eine lange Tradition. Ob Bahngewerkschaft oder in ver.di organisierte Kita-Mitarbeiter, sie alle machen Autokorso.
Auch in Protesten mit landwirtschaftlicher Beteiligung von Anti-Atom bis zu Bio-Landwirtschaft gibt es die Aktionsform, hier allerdings in der Spezialausprägung des Trecker-Korsos.
Klassische linkradikale und autonome Gruppen hingegen scheuen den Autokorso als Mittel des Protests. Bekannt sind hier vor allem Wagenburgproteste, deren Vertreter:innen naturgemäß eine innige Beziehung zum fahrenden Untersatz entwickelt haben. Dazu kommen Taxi-Korsos, zum Beispiel in Hamburg anlässlich des G8 in Genua 2001 oder der Taxikorso gegen IWF-Weltbanktagung 1988 in West-Berlin. Eher skurrile Versionen des Autokorsos haben K-Gruppen in Deutschland veranstaltet.
Solltet ihr weitere linke Proteste mit der Aktionsform „Autokorso“ kennen, freuen wir uns über Hinweise in den Kommentaren. Vielen Dank auch an zahlreiche Menschen auf Twitter, die diesen kleinen Artikel mitrecherchiert haben.