Medienbashing hat gerade Konjunktur. Das Vertrauen in die so genannten Mainstreammedien sinkt. Doch die Kritik an Medien versumpft in obskuren Vorwürfen, die Medien seien von irgendwem gezielt gesteuert und hätten sich verschworen. Wahlweise gegen das Volk, gegen Putin, für Israel, für die linke Sache – oder was eben sonst ins Weltbild derjenigen passt, die da „Lügenpresse“ rufen.
Was leider selten in der sonst so lauten Medienkritik hervorgebracht wird, ist die Tatsache, dass Mainstreammedien in allererste Linie an Druckauflagen, Klickzahlen und Anzeigenpreise denken. Dass sie deswegen vorhandene Denkmuster bestätigen und verstärken. Dass sie Leserinnen und Leser wollen, die das Veröffentlichte goutieren, interessant finden, kaufen, weiterleiten. Dass die Inhalte der Medien deswegen keine Einbahnstraße (Medium beeinflusst Rezipient), sondern ein Wechselspiel (Rezipient beeinflusst Medium und Medium beeinflusst Rezipient) sind.
Vor diesem Hintergrund ist der von Medium und Rezipient gemeinsam beackerte fruchtbare Boden des Rassismus und der Islamophobie erklärbar, der jetzt in Form der Pegida-Bewegung und der AfD auf die Straße drängt.
Wenn man sich mal rassistische Berichterstattung und Coverstories der letzten Jahre anschaut, ist es fast schon zynisch, welche Überraschung und Erklärungsmuster ob der Pegida-Rassisten durch die Medienlandschaft geistert.
Medien spielen eine gewichtige Rolle in der „rassistischen Radikalisierungsspirale“ – sie müssen sich ihrer Verantwortung bei Auswahl und Präsentation der Themen bewusster werden, wollen sie nicht williger Player in der Diskriminierung von Minderheiten und Marginalisierten bleiben.
(via @lorz und @fluxusx, Danke an @diss_kurs für das hochauflösende Bild)
Dass gleichzeitig die Rechtsbürger behaupten, die Probleme von Islamismus und Einwanderung würden von den Medien systematisch verschwiegen und jedwede kritische Berichterstattung über den Islam unterdrückt, zeigt ja nur den Wahnsinn der ganzen Debatte.
Es gibt ganz sicher zu viele Medien, die nur drucken, was die Leser ihrer Meinung nach kaufen wollen. Es gibt aber auch zu viele Menschen, die nur wahrnehmen, was sie glauben wollen. Irgendwo dazwischen (mit immer geringeren Budgets, nebenbei bemerkt) seriösen Journalismus zu machen, ist ein Drahtseilakt, der immer weniger Publikationen gelingt.
Buchtipp: „Medienrandale“ autonome a.f.r.i.k.a-gruppe 1994, Trotzdem-Verlag
Erlebt gerade eine Renaissance.