In Berlin wendet die Polizei bei unübersichtlichen Demonstrationssituationen und Krawallen spätestens seit dem Jahr 2004 eine Taktik an, bei der sich Polizeibeamte in Zivil und in Uniform unter die Leute mischen anstatt in Fronten gegenüberzustehen.
Dies hat aus polizeilicher Sicht den Vorteil, dass durch die Vermengung mit den Demonstrierenden körperliche Angriffe auf die Beamten deutlich zurückgehen, Festnahmen vor allem durch Greiftrupps einfacher möglich sind und die Menge der Demonstrierenden leichter zerstreut wird.
Bislang gab es wenig Strategien gegen diese Polizeitaktik. Gut organisierte Demonstranten können die Beweglichkeit der Polizeiketten und Schildkrötenformationen mit Menschenketten aufhalten. Das passiert jedoch nur äußerst selten.
Spaß, Friedlichkeit, Ungehorsam und eine Dekonstruktion der Autorität
Am 1. Mai in Berlin war nun eine neue Aktionsform zu beobachten, die gleichermaßen Spaß, Friedlichkeit, Ungehorsam und eine Dekonstruktion der Autorität der Polizei verbindet: Die Polizei-Polonaise. Hierbei hängen sich Demonstranten als Polonaise hinter die Polizeiketten und tanzen singend und skandierend hinter den Ketten her. Stoppt die Polizeikette oder der Trupp, wird er von den Demonstrierenden zum Weiterlaufen aufgefordert. Idealerweise erhalten alle die „Vermischungstaktik“ ausübenden Polizeiketten eine Polonaise. Die erfolgreiche und Protest unterdrückende Polizeistrategie wird so, wenn zwar nicht ganz verhindert, so doch zumindest ad Absurdum geführt. Die Aktionsform ist durchaus ansteckend und macht den Protestierenden richtig Spaß – wie man in den Abendstunden am Berliner Spreewaldplatz beobachten konnte.
Das Konzept kann beim nächsten Mal sicherlich noch mit Rucksacksoundsystemen für Musik und mit skurriler Verkleidung perfektioniert werden. Dann fliegen bestimmt die Löcher aus dem Käse…
Ich verstehe das nicht, warum macht man denn so etwas? Frau Pachuli macht doch am Anfang ihres Artikels dezidiert auf die Vorteile dieser ‚Vermengungstaktik‘ aufmerksam, daß es nämlich mehr Festnahmen und vor allem auch weniger verletzte Polizeibeamte gibt. Die gefährliche und – gerade bei Demonstranten mit gewaltbereiten Teilnehmern der extremen Linken – so wichtige Arbeit unserer Polizei sollte doch unterstützt und nicht behindert werden!