Der Polizeipräsident von Neubrandenburg will das größte alternative Kulturfestival Europas mit Repression und Überwachung überziehen: Er fordert für das diesjährige Festival eine feste Polizeiwache auf dem Gelände und Polizisten, die mit anlassloser Bestreifung die Besucher überwachen. Kommt er damit durch, wäre es das Ende eines kulturellen Großevents, dessen Alleinstellungsmerkmal ist, dass es besonders friedlich und sicher ist.
Seit mehr als 20 Jahren findet die Fusion Ende Juni im kleinen Müritzdorf Lärz in Mecklenburg-Vorpommern statt. Mittlerweile zieht das Festival 70.000 Menschen aus aller Welt an, die für ein paar Tage den bunten Freiraum genießen. Es sind der hohe Grad an verantwortungsvollen Menschen, die Ideale der Veranstaltung und eine gewachsene Struktur, die so etwas überhaupt erst möglich machen.
Frontalangriff auf die Freiheit der Kunst
Die Spielräume für Kultur, Festivals und alternative Projekte werden immer enger. Ämter und Polizeien fangen schon bei kleinsten Politcamps an, mit kaum erfüllbaren Sicherheitsauflagen zu hantieren, drängen die meist ehrenamtlichen Veranstalter in horrende Kosten und unüberwindbare Aufgaben.
Die Attacke auf die Fusion reiht sich ein in die immer krasser werdende Sicherheitshysterie, die Polizei und Überwachung als Allheilmittel ansieht. Dabei könnte die Polizei von der Fusion viel über intelligentes Sicherheitsmanagement lernen. Die Fusion ist ein Leuchturmprojekt für alternative Sicherheitskonzepte: Wo gibt es mehrtägige Großveranstaltungen mit 70.000 Besuchern, die so problemlos, friedlich und sicher ablaufen, dass sich die Polizei mit ein paar Beamten auf Verkehrskontrollen bei der An- und Abreise konzentrieren kann? Jedes Drittliga-Fußballspiel hat ein größeres Polizeiaufgebot und verursacht höhere Kosten.
Durchdringung aller Lebensbereiche mit der Polizei
Es sind also nicht Effizienz oder eine evidenzbasierte Sicherheitspolitik, die den Polizeipräsidenten leiten, sondern der autoritäre Wunsch nach Durchdringung, Überwachung und Kontrolle aller gesellschaftlichen und kulturellen Bereiche durch die Polizei. Dieses Streben ist Gift für die freiheitliche Gesellschaft und die Freiheit der Kunst.
Manuela Schwesigs Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern wäre gut beraten, sich jetzt schleunigst schützend vor die größte Kulturveranstaltung des Landes zu stellen und den marodierenden Polizeipräsidenten in Schranken zu weisen. Die Fusion ist nicht nur eine Bereicherung für die Kultur des Landes, ein Projekt gegen den grassierenden Rechtsextremismus und ein Wirtschaftsfaktor für die Region, sondern auch ein Tourismusmagnet. Und das zum Nulltarif: Das Festival kommt nämlich ohne staatliche Förderung aus.
Der Kulturkosmos e.V., Veranstalter des Fusion Festivals und des renommierten Theaterfestivals at.tension wehrt sich mit einer kämpferischen Ansage gegen die Nebelkerzen der Polizei. Die gemeinsame Erklärung Für die Freiheit von Kunst und Kultur! Gegen anlasslose Polizeipräsenz auf friedlichen Kulturveranstaltungen! hat schon kurz nach ihrer Veröffentlichung tausende Unterstützer:innen gesammelt.
In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob die Polizei mit ihrem Wunsch nach Überwachung der Kultur politisch und gerichtlich durchkommt. Eines ist aber schon jetzt klar: Das alternative und linke Publikum der Fusion wird sich die polizeilichen Wunschträume nicht gefallen lassen. Der Polizei stehen kreative und vielfältige Proteste ins Haus. Jegliche Aktionen der Beamten auf dem Festival dürften zu einem noch nie dagewesenen Spießrutenlaufen werden. Und das zu Recht.
Zur Petition: Für die Freiheit von Kunst und Kultur! Gegen anlasslose Polizeipräsenz auf friedlichen Kulturveranstaltungen!
Mein Mann 75 Jahre und ich 64 Jahren waren im letzten Jahr vier Tage auf der Fusion. Wir sind ein ganz normales Paar, konservativ vom Land und aus Bayern. Wir wollten nur einen Tag bleiben, aber wir waren so angenehm überrascht und es hat uns so gut gefallen, dass wir vier Tage geblieben sind. Wir haben nur friedlich feiernde junge Leute gesehen, es gab leckere vegetarische Küche zu einem fairen Preis und es wurde kein Alkohol verkauft. Es gab jeden Tag ein tolles Programm und es wurden viele gute Veranstaltungen angeboten. Polizei und Überwachung ist absolut überflüssig. Trotz vieler Menschen, gab es keine Randalen, keine Belästigungen und keine zugekifften Personen. Wir haben uns zu jeder Tages- und Nachtzeit sicher gefühlt. Bitte stellt die Polizei dort ab, wo es Sinn macht und wo sie notwendig ist. Es wäre schade, wenn man grundlos diese Kulturveranstaltung einstampfen würde. Wir empfehlen dem Polizeipräsidenten, sich diese Veranstaltung einmal persönlich anzusehen.
Die Polizeidirektion ist doch nur sauer, weil sie beim Ticket Bingo leer ausgegangen sind. Und überhaupt, wenn die mitkriegen, dass Helene Fischer dieses Jahr doch nicht auf der Fusion spielt. Ja dann wollen sie eh nicht kommen.