Ich finde ja diese Passage aus der Pressemitteilung der Jungen Union Berlin (Update: da die JU die PM gelöscht hat, hier der Screenshot) auf jeden Fall die beste:
Zudem brauchen wir einen „Schengen-Raum“ für das Internet.
Europa, Schengen und so. Das war ja immer schon eine runde Sache bei der CDU. Deswegen jetzt also der Schengen-Raum fürs Internet – ganz große Idee! Denn das Schengener Abkommen bedeutet ja die Abschaffung der stationären Grenzkontrollen.
Finde ich ja ein super Projekt, denn mich nerven diese permanenten Grenzkontrollen beim E-Mailverschicken nach Frankreich oder Österreich sehr. Ständig muss ich den Pass bereithalten und die IP vorweisen. Ausweisen hier, ausweisen da. Und dann noch die Anhänge verzollen. Da macht das große Internet gar keinen Spaß mehr – und der europäische Geist leidet ja sowieso. Jedes Video über fünf Grenzen, und in jedem Land gleich mehrere Server. Viel zu kompliziert das Internet, da muss auf jeden Fall Schengen her. Das gute daran: Wir können Helmut Kohls europäischen Gedanken ins 21. Jahrhundert weiterdenkensurfen!
Ihr meint das vermutlich ganz anders mit dem Schengen, mehr so im Frontex-Stil, so mit dicken Mauern außenrum. Intra-Internet, aber europäisch. Die Bösen müssen draußenbleiben. Internierungslager für illegale Websites in Lybien und Marokko. Grenzzäune und Sperren für Pornowebsites, effektive Drittstaatenregelungen, Wärmebildkamera an den Außengrenzen des Internets. Die Bösen sollen draußen bleiben – oder halt im Mittelmeer auf digitalen Nußschalen ersaufen. The Great Schengen Wall of the Junge Union Berlin. Mit Checkpoint Charly im BKA. Na denn, Prost, ihr Flachpfeifen!
An der Stelle bin ich auch vom Stuhl gekippt.
In leicht erstickendem Lachen habe ich den kleinen Webrevoluzzer in mir beruhigt mit der Vermutung, dass das nur ein Spacko ist, der sich in der Partei profilieren will, und bisserl auf der Webbashing-Welle reiten will.
Der Vollpfosten war wohl auch in Dresden vorige Woche, als die JU Deutschland ein Plädoyer für eine moderne Netzpolitik formuliert hat (Hatte noch keine zeit es zu lesen, aber man hat mir bestätigt, dass zumindest DIESER Unsinn nicht drinsteht.
Ergo, wir haben einen kleinen geltungsgeilen Armgeistigen aus der JU Neukölln, der das alles mit Privatsphäre und Öffentlichkeit im Web nicht verstanden hat (und wahrscheinlich die ein oer andere moderne Realität im analogen auch nicht).
Hab mir gesagt, dass ich nur einen Blogbeitrag zu diesem Hirni kommentiere, weil ich finde, dass die größte Gefahr für die Digital-Progressiven darin besteht, dass wir uns von den eigentlichen Aufgaben durch solche niedergeistigen Querschläger ablenken lassen.
Aber „Online-Schengen-Raum“ ist tatsächlich so abtrus (und grundgefährlich), dass man einfach zwei Töne nach dem Loslachen rausbringen musste dazu.
Conrad Clemens, you made my Sommerloch..
Erst will der Herr Clemens mein Freibad schließen und jetzt das.
(analytisch ist die Schengen-Analogie aber vielleicht gar nicht mal so abwegig.)