Zur Überbrückung einer sündhaft teuren Zugfahrt habe ich mir letztens mal wieder eine NEON gekauft. Mir war das an meinem Platz dann etwas peinlich, weil nur so Hochintellektuelle um mich rumsaßen. Eine fragte mich, ob sie das Heft – ich hatte mittlerweile den SPIEGEL in der Hand – zum Lesen ausleihen könnte. Klar. Dann 4 Minuten später bekomme ich die NEON mit pikiertem Kopfschütteln zurück. Und deshalb muss ich doch mal was Gutes über das Blatt sagen. Auch wenn die promovierende Kunsthistorikerin neben mir den Kopf schüttelt. Wahnsinns-Zielgruppen-Spannbreite: von der Bundestagsmitarbeiterin bis zum Supermarkt-Kassierer. Absolut personalisierte Inhalte. Emo, wohin das Auge blickt. Themen, die interessieren. Die jeden betreffen. Irgendwie schön zu lesen. Ein paar echt gute Stories, schön geschrieben. Gefällig, aber nicht blöd.
Und trotzdem bleibt so ein fader, mittelmäßiger Beigeschmack. NEON hat nämlich so eine absolute Null-Richtung, die sich im Rahmen von „Hey, du machst, was du machst, und das ist gut so!“ bis „Hey, da wurde ich ausgebeutet im Job, aber das ist halt so.“ bewegt. Vielleicht ist diese Wischiwaschi-Redaktionslinie, die alles unter persönliche Standpunkte stellt, die einen anschreit: „Das ist die Meinung von Thomas. Nicht die von NEON. Auch du könntest Thomas sein.“ genau das Rezept, warum die NEON so gut funktioniert.
Jedenfalls liegt das Ding jetzt bei mir auf dem Klo. Und für klositzende Minuten-Lektüre macht sich die NEON richtig gut. Wirklich. Weiter so, ihr seid das schönste, beste und lesbarste Weichspüler-Magazin, das ich kenne.
Eine wunderbare Skizzierung der NEON – Nagel auf den Kopf getroffen. Ich selbst gehöre zu den Gelegenheitslesern, der mit Begeisterung durch das Blatt blättert, fasziniert von Gestaltung und Themen ist, um am Ende dennoch das fahle Gefühl zu haben, eigentlich nichts gelesen zu haben – quasi leere Kalorien. Dennoch immer noch besser als reine Mode- und Lifestylezeitschriften.