Manche Geschichten sind so haarsträubend, dass selbst hartgesottene Politikpessimisten einsehen müssen, dass alles noch viel schlimmer ist, als man vorher dachte.
Alan Rusbridger ist der Chefredakteur des Guardian. Er berichtet im Artikel „David Miranda, schedule 7 and the danger that all reporters now face“ wie die britische Regierung Druck auf ihn und den Guardian in der NSA-Affäre machte:
A little over two months ago I was contacted by a very senior government official claiming to represent the views of the prime minister. There followed two meetings in which he demanded the return or destruction of all the material we were working on. The tone was steely, if cordial, but there was an implicit threat that others within government and Whitehall favoured a far more draconian approach.
The mood toughened just over a month ago, when I received a phone call from the centre of government telling me: „You’ve had your fun. Now we want the stuff back.“ There followed further meetings with shadowy Whitehall figures. The demand was the same: hand the Snowden material back or destroy it. I explained that we could not research and report on this subject if we complied with this request. The man from Whitehall looked mystified. „You’ve had your debate. There’s no need to write any more.“
Die Episode endet mit einer Zerstörung von Festplatten im Keller des Guardian. Unter Aufsicht von Geheimdienstmitarbeitern:
And so one of the more bizarre moments in the Guardian’s long history occurred – with two GCHQ security experts overseeing the destruction of hard drives in the Guardian’s basement just to make sure there was nothing in the mangled bits of metal which could possibly be of any interest to passing Chinese agents. „We can call off the black helicopters,“ joked one as we swept up the remains of a MacBook Pro.
Im Artikel bleibt unklar, warum der Guardian das mit sich machen ließ. Vielleicht weil in Zeiten von digitalen Daten eine solche Festplattenzerstörung nur plumper Symbolismus ist? Weil man noch zahlreiche weitere Kopien hat. Weil es nichts ändert an der Tatsache, dass der Guardian weiterberichtet. Denn gleichzeitig betont Rusbridger, dass man dann eben nicht mehr in London zu den Snowden-Leaks arbeite, sondern von New York oder Rio aus.
Harter Tobak für eine europäische „Demokratie“! Doch die wahre Bedrohung für den Journalismus sieht Rusbridger nicht in den altbackenen britischen Regierungsoffiziellen, die mit einer Zerstörung von Festplatten Journalismus unterbinden wollen. Die Bedrohung sei vielmehr der totale Überwachungsstaat, der es Journalisten schon bald unmöglich mache, vertrauliche Quellen zu haben:
We are not there yet, but it may not be long before it will be impossible for journalists to have confidential sources.
Das wäre das Ende des investigativen Journalismus und der Verlust einer demokratischen Kontrollinstanz. Ein weiteres Indiz für die These von
Hans-Magnus Enzensberger: Wir sind in der Postdemokratie angekommen.
Nur haben das noch viel zu wenige Menschen realisiert.
Durch das digitale Zeitalter sind wir für ein Stück weit zu einer Anonymität vorgedrungen, die zwar für jeden Journalisten ein Paradies darstellt, aber auch Terroristen, Neonazis etc. die Möglichkeit eröffnet ihre verbotene Propaganda zu publizieren. Dabei müssen die Regierungen ausloten, welche Informationen legal und welche Illegal sind oder beispielsweise Landesverrat darstellen. Dieses Problem gab es aber schon vor dem Digitalen Zeitalter. Zum Beispiel die Spiegelaffäre http://de.wikipedia.org/wiki/Spiegel-Affäre
Und wahrscheinlich gibt es noch viele weitere Fälle, die wir nie mitbekommen haben und auch nie mitbekommen werden ;)
Rusbridger hat den Grund genannt, warum er sich das gefallen ließ. Es erschien im billiger, als sich möglicherweise jahrelang über Anwälte mit der Regierung zu keppeln. Stimmt ja auch.
Im 19ten Jahrhundert wurden Druckerpressen zertrümmert, um missliebige Presse mundtot zu machen. Dort leben die Verantwortlichen geistig immer noch.
Stimmt, ich habe das auch noch mal länger in den Kommentaren im Guardian gesehen. Dort hatten viele Leute auch nicht verstanden, warum sich der Guardian nicht mehr zur Wehr setzte. Letztlich meinte Rusbridger, dass ein Verfahren am Ende vielleicht ein Verbot der Nutzung gebracht und eine Präzendenzfall geschaffen hätte. Und letztlich sei die Festplattenzerstörung egal, wenn man noch etliche Kopien davon habe.
Absurd bis abartig. Und Merkel sagt: „Die spionieren nicht.“ Und ihr Kanzleramtsminister erklärt alles für beendet. Und „unser“ Innenminister meint: Ihr müsst alle verschlüsseln, verheimlicht allerdings das wir damit erst ins Raster Fahndung kommen. Blöde Scheiße, diese Regierung.
Naja bei WikiLeaks sehe ich das Problem das die Daten alle nicht autÂhisch sein müsÂsen. Es könÂnen irgendÂwelÂche audgcÂeÂsahÂten Dokumente einÂgeÂbracht werÂden. Sicher sind auch viele richÂtige Fakten dort zu finÂden, nur woher soll ich wisÂsen was echt ist und was nicht.
Das Wortspiel der sog. „demokratischen Kontrollinstanz“ ist mittlerweile etwas altbacken.
Schonmal eine der berüchtigten Webseiten klassischer Printmedien aufgemacht?
Nahezu egal was vor der Topleveldomain de steht, überall gibt es den gleichen Kuchen und am Abend wird sich beschwert, dass man dafür kein Geld vom Leser bekommt.
Ich schweife ab….
Nun die britischen Schlapphüte haben im Auftrag ihrer Regierung diese sinnlose Aktion durchgeführt.Jetzt kann sie ihren amerikanischen Vetter erklären man hätte was getan und alle können erleichtert aufseufzen. Im heutigen Zeitalter Festplattwen zuvernichten um Daten zuzerstören.nicht sehr professionell(etxrem freundlich ausgedrückt!) Und ich verweise auf die Klopapierklau-überwachungsaktion bei einem hiesigen Lka…Eigentlich müsste man manche Beamte oder auch Politiker vor den Auswirkung ihrer bescheidenen Fähigkeiten schützen,aber dann kämen evtll fähigere und wirklich gefährliche Leute zum Zug(ausser in Mainz)!