Unter dem Motto „Freedom of Expression“ fand am 8. Februar die Spendengala „Cinema for Peace“ am Rande der Berlinale statt. Gegen Meinungs- und Pressefreiheit gehen die Veranstalter jetzt via Abmahnung unter anderem gegen die „taz“ vor.
Was war passiert?
Turbulent ging es offenbar bei der Spendengala Cinema for Peace zu. So turbolent und chaotisch, dass die rekapitulierten Abläufe hier hoffentlich irgendwie in der Reihenfolge stimmen. Auf der „Pannengala“ hatten die Yes Men zusammen mit dem Peng Collective versucht, einen Eisbären mit zwei Nackten auf die Bühne zu bekommen und diesen Eisbären dann zu penetrieren. Es sollte eine Störaktion sein, die auf das Klima und die echten Probleme der Welt hinweisen sollte. Als dann Natalie Portman auf der Bühne spricht, kommt Yes Men Mike Bonanno auf die Bühne und schnappt sich das Mikrofon.
Er wird von Securitys weggetragen, Pussy Riot stellt sich den Securities in den Weg um die Eisbär-Aktivisten zu retten und Natalie Portman verläßt, offenbar verschnupft, die Gala.
Soweit so lustig. Über all das berichtete der Bewegungsreporter der taz mit einem launigen Artikel. Cinema for Peace versuchte dann offenbar am nächsten Tag die Chaos-Gala mit einer Pressemitteilung zu retten, die sich nur so interpretieren ließ, die Störungen seien von vorneherein geplant gewesen. Die Pressemitteilung war mit einer Frist garniert, wann die berichtenden Medien, die Änderungen im Text hätten vornehmen sollen.
Nach dem dies nicht fruchtete, fahren die selbsternannten Friedensgalisten und Charity-Kämpfer jetzt offenbar andere Geschütze auf. Mit Abmahnungen einer auch diesem Blog wohlbekannten Kanzlei fordern sie unter anderem von Tagesspiegel und taz die Abgabe von Unterlassungserklärungen.
Die taz geht jetzt in die Offensive und freut sich auf einen möglichen Prozess:
Dann wollen wir alles ganz genau klären lassen. Denn auch wir wollen wissen, wie es Natalie Portman nun also wirklich geht. Die taz ist gerne bereit, auch noch einmal Pussy Riot zu befragen und auch gerichtsfest zu klären, ob die Yes Men plötzlich behaupten würden, sie seien ein Teil dieses fragwürdigen Programms gewesen. Und natürlich will die taz auch Gitz Crazyboy in den Zeugenstand rufen. Kann er die Sache mit dem Eisbären, mit Satire und Protest, vielleicht nochmal einem Richter erklären? Wir denken, dass es sich lohnt, diese Fragen zu klären. Und dann, wenn wir alle Zeugen gehört haben, sollten wir vielleicht auch nochmal über ein ganz bestimmtes Wort reden. Es ist das Wort angeblich.
Denn um dieses Wort geht es auch: Die taz hatte geschrieben, dass es sich bei der Spendengala nur um einen angeblich guten Zweck handele. Hintergrund ist, dass die Verwendung der auf der Gala eingetriebenen Spenden offenbar intransparent ist. Anfragen der taz dazu wurden laut Darstellung der taz bislang noch nicht substanziell beantwortet
Wir freuen uns auf einen Prozess mit Promi-Faktor und einen Streisand-Effekt von biblischen Ausmaßen.