Bierlügen und andere australische Kuriositäten

"In Australien trinkt man Foster's!" Genauso wie man in Downunder kein Känguruh-, Emu- oder Krokodilfleisch isst, so stimmt auch dieses Vorurteil nicht. Zwar bekommt man auch Foster's zu kaufen, doch wird man wesentlich häufiger auf Marken wie Tooheys (old, new, gold...), Victoria Bitter (VB), XXXX (sprich: four-ex), Cold und Hahn (an)stoßen. Diese kommen in zwei Größen daher: 375ml-Flaschen, "Stubbies" genannt, und 750ml-Flaschen, die auf den Namen "longnecks" hören. Dosen gibt es ausschließlich im 375ml-Maß. In Pubs erfreuen sich zudem 1,14l-Liter-Karaffen (Jugs) großer Beliebtheit, kann man deren Inhalt doch sozial mit Freunden teilen oder einfach allein trinken. Dass Bier in Pubs ansonsten häufig in kleinen Gläsern daherkommt (oftmals 0,2l) hat den Grund, dass das heiße australische Klima dem Biertrinker nicht ermöglicht, lange Spaß an seinem KALTEN Bier zu haben und er es deshalb vorzieht, häufiger ein neues zu ordern. Aus gleichem Grund trifft man in Oz allerorts auf den legendären Stubbieholder (oder Stubbiecooler), der das Bier vor den warmen Aussie-Händen schützen soll.

Australisches Bier wird in den verschiedenen Bundesstaaten gebraut. Zwar bekommt man mittlerweile fast jedes Bier in jedem Bundesstaat, doch ist auch weiterhin XXXX das typische Queenslandbier, Cascade tasmanisch und Tooheys kommt aus New South Wales.

Allgemein lässt sich sagen, dass australisches Bier trotz anders lautender Namen (Vicoria BITTER, XXXX BITTER, Melbourne BITTER) zumindest für den deutschen Geschmack (XXXX bildet hier die positive Ausnahme) recht süß daherkommt. Kein Wunder also, dass viele Touristen, die in ihrem Heimatland das angeblich bittere Gebräu verschmähen, im Land downunder auf den Geschmack kommen. Deutsches Bier wird man übrigens außer vielleicht im schrecklich bayrisch-touristischen "Bavaria-House" in Surfers Paradise oder im Löwenbräu-Restaurant im Stadtteil The Rocks in Sydney kaum vorfinden. Da das hier leider kaum schäumende Getränk mit recht hohem Alkoholgehalt (4,5 % - 5,0 % ) daherkommt, der Aussie aber nach dem Besuch des Pubs in diesem riesigen Land häufig noch einen weiten Weg nach Hause im Auto vor sich hat, wurden zwei weniger alkoholische Varianten eingeführt: "light" Biere (ca. 2,5%) und "Gold" bzw. Midstrength Biere (z.B. XXXX Gold) mit etwa 3,5% Alkohol. Alkoholfreie Biere findet man dagegen nicht.

Als Alternative zum Bier gibt es noch 4-Liter-Weinkanister, die leider häufig in den Varianten süß und sehr süß daher kommen. Außerdem sind gerade bei Frauen Vodka-Cruiser/ Bacardi-Breezer sehr beliebt. Bekannt und beliebt ist auch der Bundaberg-Rum. Bei all dem süßen Gebräu kann man verstehen, dass eines der ersten Worte, das man in terra australis auf englisch lernt – sofern man es vorher noch nicht kannte - das Wort "hungover" (Kater) ist. Ein anderes Wort, das man hier unbedingt kennen muss und man vielleicht zuerst mit einer anderen Bedeutung assoziiert ist "pissed" (betrunken), was mitunter ziemlich ausarten kann. Ausarten darf es jedoch nicht was das drink and driving betrifft. Hier liegt das Limit bei 0,5 Promille, bei unter 21-jährigen bei 0,2 Promille. Mag man manche staatliche Maßnahme um den Fahrer zur Vernunft zu bringen auch als übertrieben abstempeln (wie etwa die Warnschilder gegen zu hohe Geschwindigkeit: "Every k(ilometer) over is a killer!"), so gibt es doch auch sehr gute Ansätze wie die des sogenannten designated driver. Dieser vorbestimmte Fahrer wird dem Pub-Besitzer mitgeteilt und erhält den ganzen Abend hindurch kostenlose Softdrinks. Leider ist diese Praxis nicht sehr verbreitet.

Michael Marien, 08.04.2002


Australian for Beer
XXXX



Jeder Region ihr Lieblingsbier
Foster´s kann als das Beck´s Australiens gelten



Mmmh... lecker!
Wein im 4-Liter-Kanister