Patriotengesäusel und Special Effects
Das Mammutwerk Pearl Harbor auf DVD

Als am 11. September die Flugzeuge ins World Trade Center rasten, war schnell ein Vergleich gefunden. Amerika habe 60 Jahre später ein zweites Pearl Harbor erlebt. Auch wenn dieser Vergleich hinkt, erzeugt er doch eines: Erinnerung an eine der größten Niederlagen der USA. Und viel wichtiger: der Gedanke ein Ereignis wie dieses zu rächen.

Heute vor 60 Jahren, am 7. Dezember 1941 hatten japanische Bomber ohne jede Ankündigung oder Kriegserklärung die in Pearl Harbor stationierte Flotte angegriffen und einen Großteil der im Hafen liegenden Schiffe zerstört und die Besatzung getötet. Die Vereinigten Staaten hatten bis zu diesem Zeitpunkt nicht in den zweiten Weltkrieg eingegriffen – zu fern war der Krieg, zu gefährlich ein möglicher US-Einsatz. Als Folge von Pearl Harbor erklärte die USA Japan den Krieg, was wiederum Hitler veranlasste der USA den Krieg zu erklären. Soviel zur Geschichte.

Mit großem Brimborium kam der nach Eigenaussagen aufwändigste Film aller Zeiten in die Kinos – und floppte in Deutschland. Wie Produzent Bruckheimer erklärte, bewege ihn die hypnotische Anziehungskraft von Helden, die aus der Asche von Pearl Harbor einen Triumph machten, das Mammutprojekt anzugehen. So wurden alte Flugzeuge beschafft, die größte Filmexplosion aller Zeiten gezündet und mit einem Haufen Computertechnik gespielt, um den Angriff auf Pearl Harbor so realistisch wie möglich zu machen. Nach 106 Drehtagen war der Film im Kasten – der Spaß kostete 150 Millionen Dollar. Herausgekommen ist eine epische Liebesgeschichte mit einer Vielzahl patriotischer Untertöne – eine Hommage an die Helden von damals, die die Ehre Amerikas retteten. Und ihr Leben dem Vaterland gaben und verloren. Der Film konzentriert sich auf Einzelschicksale – und hier wird im Pressematerial Tolstoi bemüht – nach dem die Heldentaten eines einzelnen eine ganze Nation bewegen könnten.

Erzählt wird die Geschichte zweier Jungs aus der Kornkammer der USA, die zu wagemutigen Piloten werden, sich in die gleiche Frau verlieben, bedingungslos für Amerika kämpfen. Umsponnen ist das Ganze von den Ereignissen in Pearl Harbor und der anschließenden Rache der Staaten an Japan unter dem Kommando von Captain Doolittle. Und wie nicht anders zu erwarten war mündet das Ganze in ein Happy End.

Viel Stars und Stripes, eine dünne Liebesgeschichte und jede Menge Special Effects. Interessant: viele der patriotischen Reden um Gerechtigkeit und Freiheit aus dem Film erinnern an das, was wir heute aus den Mündern der Politiker der westlichen Welt hören – eben unter dem Eindruck eines Ereignisses, das die Welt bewegt.

Markus Reuter,
07.12.2001