In allen Belangen unkorrekt: Scary Movie 2

Eines vorneweg: All denjenigen, die sich über sexistische, behindertenfeindliche und ganz allgemein klischeehafte Darstellungen in komödiantischer Form ereifern, sei geraten, an dieser Stellen den Artikel zu verlassen und sich anderen Dingen zu widmen. Das gleiche gilt für Leute mit auch nur geringem cineastischen Anspruch. Denn "Scary Movie 2" bietet eine Fülle von ersterem und praktisch nichts von letzterem.

Dass der Film dennoch unvermeidlich war, liegt an dem großen Erfolg des ersten Teils. Bei einem US-Einspiel von 160 Millionen US-Dollar von "Scary Movie" war ein Sequel die logische Konsequenz Hollywoods.

In "Scary Movie 2" trifft man denn auch einige alte Bekannte wieder. Die Überlebenden des ersten Films Ray (Shawn Wayans), Brenda (Regina Hall), Shorty (Marlon Wayans) und Cindy (Anna Faris) nehmen mit zwei weiteren Studenten an einem Schlafexperiment des schmierigen Professors Oldman (Tim Curry) teil. Der lädt die Gruppe übers Wochenende in ein unheimliches, altes Haus ein. Zusammen mit seinem ehrgeizigen, im Rollstuhl sitzenden Assistenten Dwight beobachtet er die Studenten in der Hoffnung auf übersinnliche Ereignisse und viel nackte Haut. Schnell wird den Versuchskaninchen klar, dass es in dem Haus nicht mit rechten Dingen zugeht - ein ruheloser Poltergeist treibt sein Unwesen in dem Gemäuer und setzt den Probanden ordentlich zu. Was folgt ist eine Aneinanderreihung von mehr oder weniger gelungenen Gags.

War "Scary Movie" noch eine gnadenlose Parodie auf die "Scream"-Serie, so wird in der Fortsetzung als Leitfaden "Das Geisterhaus" durch den Kakao gezogen. Daneben verteilt "Scary Movie 2" aber noch Seitenhiebe auf unzählige weitere Filme der älteren und neueren Kinogeschichte.

Wie nach Teil 1 zu erwarten war, geht Regisseur Wayans dabei erneut wenig zimperlich vor. Die rasche Abfolge von wilden Gags lässt das Herz eines politisch Unkorrekten höher schlagen. Wenn sich Rollstuhlfahrer und verkrüppelter Butler ihre Verbalschlachten liefern, sich Alex (Tori Spelling) willig dem Poltergeist hingibt oder der Dauerkiffer Shorty so ziemlich alle Klischees afroamerikanischer Ghettobewohner in sich vereint, fällt es nicht leicht, Regisseur Wayans - als Afroamerikaner selbst einer Minderheit angehörig - daraus keinen Vorwurf zu machen. Aber schließlich ist "Scary Movie 2" eine Parodie und arbeitet als solche fast gezwungenermaßen mit Klischees - nur dass Wayans dabei skrupelloser vorgeht als andere. Für weitere Geschmacklosigkeiten sorgen Spermafontänen, Fäkalwitze oder Kotzorgien. Von derlei Unkorrektheiten abgesehen bietet "Scary Movie 2" natürlich inhaltlich noch jede Menge Angriffspunkte: Eine Handlung existiert praktisch nicht, die Filmparodien sind zum Teil etwas uninspiriert und die Gags sind oft einfach zu hohl, um darüber zu lachen. Wer allerdings anderes erwartet hat, ist selber schuld.

Die 85 Minuten grenzdebiler Hirn-Abschalt-Komik sind - wenn man sich erstmal darauf eingelassen hat - dann doch irgendwie ganz witzig. Und den einen oder anderen politisch unkorrekten Lacher kann man sich nur schwer verkneifen. Insgesamt ist "Scary Movie 2" jedoch nur etwas für Freunde durchgeknallten Klamauks.

Die DVD:
Neben der Film-DVD bietet "Scary Movie 2" noch eine Extra-DVD, randvoll mit 75 Minuten Bonusmaterial. Besonders beachtenswert sind die "Deleted Scenes" und alternative Schnittfassungen und -enden. Hier finden sich noch einige Gags, die den Weg in die Endfassung durchaus verdient hätten, und drei Alternativenden, die dem Film noch eine komplette Wende geben. Daneben gibt es interessante Specials über den Dreh, Biographien, ein Quiz, bei dem man ein Codewort für eine kleine Überraschung auf der Scary-Website erspielen kann, sowie ein DVD-Rom-Part mit Bildschirmschoner und Grußkarten. Der Film ist in Englisch oder Deutsch zu sehen, Untertitel sind vorhanden und ausblendbar. In Sachen Bonusmaterial spielt die DVD also klar in Liga Eins.
Das Bild bietet einen hervorragenden Kontrastumfang, kräftige Farben und eine ordentliche Schärfe. Auf das Cinamascope-Format wurde verzichtet.

Fazit: Der Film ist Geschmackssache, die Qualität der DVD aber überzeugend.

Daniel Kreuscher, 17.04.2002