Berliner Zeitung am 06.09.2001

Raus aus Mitte!
Wo ist Berlin wirklich szenig? Die Macher einer Internet-Seite behaupten: "Mitte sucks"
Marin Majica

Sanfte Hügel, Blumenwiese, im Hintergrund Berge. Darüber der Schriftzug "Berlin Mitte". Nach drei Sekunden der Rest des Satzes: ". hat es nie gegeben". Mit dieser Animation empfängt das Berliner Internet-Magazin Metronaut.de seine Leser im weltweiten Netz. Die in Kreuzberg ansässigen Metronauten haben eine Anti-Mitte-Kampagne gestartet. Ihr Schlachtruf ist "Mitte sucks" ("Mitte nervt"), ihr prominentester Unterstützer der Schauspieler Ben Becker. Auf der Homepage "mittesucks.com" kann jeder Nutzer Teil dieser Bewegung werden. Nötig sind dafür nur die 30 Mark, die ein "Mitte sucks"-T-Shirts kostet, das bei Metronaut bestellt werden kann.
Unter dem Stichwort "Philosophie" erklären die Mitte-Hasser auch, warum sie die weltweit bekannte und gepriesene Gegend zwischen Volksbühne und Friedrichstraße so furchtbar finden. "Was nervt, sind die Leute, die alle in Gucci und mit lila getönter Sonnenbrille rumlaufen und total spießig sind", sagt der 25-jährige Lukas Fischer, Initiator der Mitte-Schelte. Aber gibt nicht jeder Bezirk Kleidercodes vor? Und was ist mit den Retro-Puma-Turnschuhen, die Lukas trägt? "Klar, in Friedrichshain brauchst du die und unbedingt auch die Trainingsjacke und das quietschende Damenrad", lenkt Lukas ein, "aber das ist doch netter als dieses Düsseldorf-Ding in Mitte."

"Dieses Düsseldorf-Ding", die teuer bezahlte Coolness, nervt auch Ben Becker. Als ihm eine Metronautin von der Aktion erzählte, war der Schauspieler gleich angetan. Natürlich lasse er sich in einem "Mitte sucks"-T-Shirt fotografieren. "Mitte finde ich mittlerweile glatt gebügelt, das ist Telekom-Berlin, da laufen zu viele schwarze Laptops durch die Gegend", sagt der 36-jährige Theater- und Filmstar.

Dabei lebt Becker selbst in Mitte und hat dort offensichtlich auch viele Bekannte. Während des fünfminütigen Foto-Shootings mit dem "Mitte sucks"-Shirt am Hackeschen Markt grüßten immerhin zwei Passanten freundlich. "Das waren zwei, die mich gut kannten", sagt Becker dazu, "aber da waren 200 andere, die mich auch kannten und nur geguckt haben. Das kann beim Milch- holen ganz schön anstrengend sein." Deshalb sucht Becker jetzt eine Wohnung in Kreuzberg. Da, so hofft er, werde er weniger begafft.

Auch der als Nachwuchs-Hoffnung gehandelte Musiker Knutson ließ sich schon mit dem "Mitte sucks"-Shirt fotografieren. Wie Becker will er von Mitte nach Kreuzberg ziehen, sagte der Soft-Gitarrist.

Wandert die Karawane zurück in den Westen? Lukas Fischer, dessen Redaktion in der Pfuelstraße in Kreuzberg ist, will das dann doch nicht hoffen: "Bei uns im Gebäude sitzen die Internet-Firmen uboot.com, jamba! und der Sender MTV mit seinem Berlin-Studio. Die sind nach Kreuzberg gezogen wegen der niedrigeren Mieten. Und weil sie ihre Ruhe haben wollen." Mit der wäre es vorbei, wenn sich herumspricht, dass "Mitte sucks".


Radio Sputnik am 18.07.2001
Interview über Berliner Nachtleben und Loveparade


Berliner Zeitung vom 19.07.2000

Peter frühstückt für euch
Das Magazin Mogul-Online lädt im Internet seine Leser in eine "Community" der Gleichaltrigen ein
Arbeitsalltag beim Online-Magazin Mogul: Redakteur Markus Reuter kocht in der Küche einer Friedrichshainer WG Espresso. Im Nebenzimmer prüft Kollege Lukas-Christian Fischer über einen Computer, ob es dem Magazin auf seinem Server noch gut geht. Markus Freundin sagt kurz "Hallo" und verschwindet wieder, als Redakteur Peter Kupser eintrudelt. In dieser entspannten Atmosphäre produzieren acht Redakteure, alle Anfang, Mitte zwanzig, seit acht Monaten ihr "Berlin-Magazin".
Das Besondere: Es gibt es nur im Computer. Die Themen: von Love Parade bis Reisebericht und fast alles dazwischen. Mit der Polizeigewerkschaft hat Mogul über Rassismus an Polizeischulen gesprochen. Mit einer Ex-Prostituierten über Belange der Ex-Kolleginnen. Mit Bundestagspräsident Wolfgang Thierse über das neue Kanzleramt. "Dass wir jung sind, heißt nicht, dass wir unpolitisch sind", sagt Lukas, 23 Jahre alt und Publizistikstudent. Das breite Spektrum hat System. Denn der Großteil der 14- bis 29-Jährigen, für die Mogul gemacht wird, sei nicht in Jugend-Klischees zu sortieren, sagt Lukas. Deshalb auch bitte kein Szene-Neusprech bei Mogul, bitte schön: "Pseudo-Jugendstil wollen wir nicht."
Stattdessen wollen die Mogulmacher ihr gleichaltriges Publikum mit einem "Community-Gedanken" erreichen. Etwa so: "Peter war für euch beim Konzert, Peter war für euch frühstücken, Peter verlost sein Lieblings-PC-Spiel." Wenn Peter oder Lukas oder Markus mal nicht helfen können, wird der Leser "weitergelinkt": Auf der Suche nach Ausgehtipps wird der Leser online etwa zu "Flyer", "Zitty" oder "Tip" geschickt. "Wenn andere das besser machen, müssen wir dazu keine Konkurrenz aufbauen", sagt Lukas.
Webseiten bauen hat das Team im Selbstversuch gelernt. Für die journalistische Arbeit brachten einige ein Medienpraktikum mit. "Mit Presseausweis und Dreistigkeit kommt man an die meisten Leute ran", erzählt der 21-jährige Peter. Geld lässt sich mit Mogul nicht verdienen, noch nicht. Täglich 2 000 Leser hat die Zeitung, Tendenz steigend - da dürften Werbekunden kaum lange auf sich warten lassen. Allerdings mögen die Mogule gar nicht auf Geldgeber warten. "Wenn jemand den Laden übernimmt, bist du nur noch Makler deines Produkts", sagt Lukas. Mit jeder Lässigkeit wäre es vorbei. "Im Moment reagieren wir auf Aktuelles, so weit es neben Uni und Privatleben geht." Immer funktioniere das nicht: "Wir sind halt noch jung und larifari." Und das soll erstmal so bleiben. Das Berlin-Magazin im Internet unter www.mogul-online.de


Tip Nr.12/ 2000 8.6.-21.6.2000

C64 beats Barbie
and meets Superpop

mogul-online.de, ein junges Berliner Online-Magazin, präsentiert sich seit einem halben Jahr erfolgreich im Internet. Grund genug, dachten sich die Redakteure, vorrangig FU-Studenten, eine Party zu feiern, um sich nicht nur online mit dem Geschehen in und um Berlin zu befassen, sondern selbst mittendrin zu sein. Headliner des Abends sind Superpop, ein Zwei-Mann-Projekt mit ihrem ganz eigenen Retro-Science-Fiction-Sound. Und wie der Partytitel erahnen läßt, lädt der gute alte Commodore 64 zu Summer Games und die Barbie-Lounge mit entsprechender Deko bei einem Cocktail zum Verweilen ein.

 

Des weiteren wurden Interviews mit mogul-online.de auf Radio Eins und dem Uniradio Berlin ausgestrahlt.