Marketingtrick
oder Globalisierungsgegner?
Anheuser-Busch,
die größte Brauerei der USA, hat ein Problem:
das von ihr produzierte Bier "Budweiser" darf
in Deutschland nicht "Budweiser" heißen,
denn die tschechische Brauerei Budvar hat hierzulande die
Rechte für diesen weltberühmten Namen. Da kann
man sogar juristisch nicht mehr dran rütteln. Frei
nach Naomi Klein, die seit ihrem Buch "No Logo"
als Vorreiterin der Antiglobalisierungsbewegung gilt und
das Markenbewusstsein der kapitalistischen Gesellschaft
anprangert, hat die Marketingabteilung von Anheuser-Busch
nun entschieden, dem Gebräu aus Wasser, Malz, Hopfen
und Reis (!) vorerst einfach gar keinen Namen mehr zu geben.
Kurzerhand wurde für den deutschen Markt eine Kampagne
entworfen, in der die biertrinkende Öffentlichkeit
mit diesem Problem konfrontiert werden sollte. Markantestes
Logo dieser Aktion war eine Flasche Bier mit einem abgerissenen
Etikett, also ohne Logo. Auch wenn auf der Website www.biername.de
angeblich ein neuer Name gesucht wurde und der glückliche
Erfinder mit $20.000 nach New York zum Einkaufen geschickt
werden sollte, könnte man fast annehmen, dass der US-amerikanische
Konzern die Zeichen der Zeit erkannt hat und nicht mehr
auf Branding und Image setzt, um seine Produkte an den Mann
zu bringen. Vielleicht soll vielmehr eine neue Ära
eingeleutet werden, in der nur noch der Geschmack zählt.
Wie war das noch? "Image ist nichts, Durst ist alles"?
- Aber halt, das war doch "Sprite", die sich zwar
mit ihrem Claim, nicht aber mit ihrem Flaschendesign als
Anhänger einer radikalen Gesellschaftskritik outeten.
Endlich sind also die Zeiten vorbei, in der willkürliche
Bilder von Fotojournalisten mit dem sinnentleernten Branding
"United Colours Of Benetton" versehen werden oder
Zigarettenfirmen für ihre Marken mit Sprüchen
wie "Lucky Strike - sonst nichts" agieren konnten.
Was soll das überhaupt bedeuten, "Lucky Strike
- sonst nichts"? Frei nach der neuen Philosophie von
Anheuser Busch wird es in Zukunft nur noch "Kippen
- sonst nichts" heißen. Wahrscheinlich werden
jetzt die Sektkorken bei den Verpackungskünstlern der
deutschen Lebensmittelgroßhändler knallen, die
mit Produktserien wie "Die Weißen" bereits
früh auf Inhalt statt Image gesetzt haben. Hier heißen
die Zigaretten einfach "Zigaretten" und auf den
weißen Bierdosen, die bisher nicht allzu verführerisch
im untersten Regalfach standen, schimmert uns schlicht und
ergreifend der eigentliche Inhalt entgegen. Da steht nämlich
"Bier" drauf - sonst nichts. Prost!
Lukas-C.
Fischer
24.10.2001
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No Logo!
"Budweiser" darf nicht "Budweiser" heißen
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