Justus
Jonas wird 100
Wenn der eigene Wecker nicht mehr aufhören möchte
zu schreien, Bergmonster und lachende Schatten für
Schrecken sorgen oder rätselhafte Bilder auf ihre Entschlüsselung
warten, dann wird es Zeit, mit den drei Detektiven, besser
bekannt unter ihrem Firmennamen "Die drei ???"
Kontakt aufzunehmen. Die sechzehnjährigen Kalifornier
aus Rocky Beach ermitteln bereits seit 22 Jahren in spezialgelagerten
Sonderfällen an der Grenze der Unerklärbarkeit.
Doch anders als bei einschlägigen Fernsehserien finden
Justus, Peter und Bob für die seltsamste Erscheinungen
immer eine sehr menschliche Ursache: Abgetakelte Stummfilmschauspieler,
die sich ihre eigene Geistershow kreieren, grüne Geister
und singende Schlangen, die aus Filmprojektoren kriechen
und Bankräuber, die mit als Drachen getarnten Mini-Unterseebooten
durch den Pazifik heizen.
Natürlich handelt es sich bei den Dreien nicht um wirkliche
Personen. Wer ist schon seit zwei Jahrezehnten immer gleich
alt? "Die drei Fragezeichen" ist die wahrscheinlich
erfolgreichste Hörspielreihe Deutschlands und inzwischen
absoluter Kult. Von insgesamt 600.000 verkauften Exemplaren
pro Folge gehen inzwischen über 50% an junge Erwachsene
über die Ladentheke. Neben Star-Wars-Merchandise und
Playmobil gehören auch die drei Detektive zu den Kindheitsreliquien
der heute 20 – 30 Jährigen. Der hohe Beliebtheitsgrad
kann mit der Authentizität der Hörspiele erklärt
werden: Zwar ist der altbekannte Hitchcocksprecher Peter
Pasetti leider 1996 verstorben, aber die drei Protagonisten
haben immer noch die gleichen Sprecherstimmen. Justus Jonas
wird von Oliver Rohrbeck gesprochen, Peter Shaw von Jens
Wawrczeck und Andreas Fröhlich spricht Bob Andrews
– inzwischen auch auf CD.
Nun ist vor kurzem die 100. Folge erschienen und diese runde
Zahl hat Bertelsmann zum Anlass genommen, ein Hörspielspektakel
der ganz besonderen Art zu produzieren. So wird die Geschichte
über die "Toteninsel" nicht einfach auf einem
sondern auf drei Tonträgern erzählt. Was in den
über drei Stunden so alles passiert, wird nicht verraten
– Ehrensache unter Kultanhängern. Aber man kann
sich auf Spannung pur gefasst machen.
Die erste Geschichte um die Juniordetektive ist 1964 in
USA erschienen. Robert Arthur hieß der Autor, der
die "Three Investigators" in seinem Buch auf ihren
ersten Fall und somit auf das "Terror Castle"
ansetzte. Neben den erfolgreichen Jugendbüchern kam
in den Siebzigern auch in Deutschland die erste Kassette
bzw. Schallplatte heraus: "Die drei ??? und der Superpapagei"
. Inzwischen werden die Geschichten nicht mehr aus dem Englischen
übersetzt sondern von dem Berliner Autor André
Marx gleich auf Deutsch verfasst. Der Begeisterungssturm
hierzulande hat das Interesse in Übersee längst
überstiegen. Die wenigen amerikanischen Hörspielfolgen
haben Seltenheitswert und sind höchstens mal im Internet
als MP3 zu ergattern.
Die deutschen Folgen sind glücklicherweise komplett
von 1 bis 100 erhältlich, sowohl im Netz unter www.dreifragezeichen.de
als auch in Kaufhäusern und Elektronikmärkten.
Nur wird man bei der Neuauflage vergeblich nach der groovigen
Musik der alten Folgen suchen. Copyrightschwierigkeiten
haben den Herausgeber veranlasst, neue Musik einspielen
zu lassen – leider. Echte Fans haben entweder ihre
Schätze nie verkauft oder in akribischer Kleinarbeit
ihre Sammlung auf den lokalen Trödelmärkten ergänzt.
Aber Achtung! So mancher Händler hat den Trend voll
erkannt und verkauft die begehrten Kassetten für über
zehn Mark. Deshalb sollte man lieber versuchen, kleine Kinder
zu bescheißen, die das Erbe größerer Geschwister
an den Mann bringen wollen – die freuen sich auch über
Beträge zwischen ein und zwei Mark. Spätere Folgen
ab Nummer 35 können getrost auch von Fans neu gekauft
werden, hier hat sich die Musik nicht geändert.
Ob neu oder alt, Buch oder CD – die drei Fragezeichen
gehören in jedes Regal.
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