Gentleman "Journey to Jah"– Ein Porträt

Am 29.Januar 2002 trafen wir Mr. Gentleman in seinem Hotelzimmer in Berlin-Mitte. Er ist schwer gefragt - deutschlandweit unterwegs, um sein neues Album "Journey to Jah" vorzustellen. Gut gelaunt empfängt er uns - ohne jegliche Star-Allüren. "Journey to Jah" bewegt sich stark vom Dancehall weg und wir wollen natürlich wissen warum. Aus persönlichen Gründen?

Die Situation auf Jamaika wird immer schwieriger. Da werden schon mal die Benzin- und Gaspreise verdoppelt, um wie zufällig entdeckte Löcher in der Staatskasse zu stopfen. Es kommt häufig zu gewalttätigen Ausschreitungen. Während des Wahlkampfes bekriegen sich verschiedenste Gangs, die die Machtverhältnisse zu Gunsten der Partei beeinflussen wollen, die ihnen am nächsten steht. Das geht natürlich auch an der Musik nicht vorbei. Auch auf Konzerten wird dort schon mal scharf geschossen.

Die Entwicklung auf Jamaika hat Mr. Gentleman stark beschäftigt. Er verrät uns im Gespräch, dass eine Zeit folgte, in der es für ihn zu klären galt, ob seine Musik und sein Glauben an "Rastafari" überhaupt mit der Realität vereinbar seien. In dieser Phase habe ihm ein längerer Besuch bei Luciano auf Jamaika geholfen, wieder einen Sinn zu finden. Es habe sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden entwickelt. Heute noch wohne er bei ihm, wenn er mal wieder auf die Insel reise. Mr. Gentleman hält im Gespräch inne. Ein Lichtstrahl zerschneidet den einfarbigen Teppichboden, bevor er über sein Kind spricht.

Die Geburt seines Sohnes, dem er soviel Zeit wie möglich widme, habe
ihr Übriges getan, seinen Glauben an die Wichtigkeit der Botschaft von Respekt, Liebe und Wahrhaftigkeit wieder zu festigen. So sei es auch zu verstehen, dass er zwar immer noch gerne "harten" Dancehall hört, aber das nicht wirklich als SEIN Ding bezeichnen würde. Was die Texte anbelange, könne er dem nicht viel abgewinnen.

In zehn Jahren könne er sich vorstellen, seinem Sohn mal mit einem gewissen Stolz zu zeigen, was er heute mache. Texte wie "...mein Schwanz ist riesig und gestern Nacht habe ich`s fünf Frauen besorgt" seien dafür allerdings wenig geeignet.

Selbst eine Botschaft, die er noch bis vor kurzem verbreitet habe, würde er heute einschränken. Er ärgere sich, Gras rauchen als völlig unproblematisch dargestellt zu haben. Für ihn persönlich träfe das zwar zu, nachdem er allerdings bei einem Konzert zwei sehr junge Mädels mit Joint in der einen und Jägermeisterflasche in der anderen Hand seine Texte habe grölen hören, würde er heute auf jeden Fall sagen: Es kommt auf die Art und Weise an, wie mit Gras umgegangen wird.

Alles in allem entstand für uns der Eindruck mit Mr. Gentleman einen Musiker getroffen zu haben, den die Message seiner Musik sehr beschäftigt. Seine Überzeugung hört man einfach, die wir euch wärmstens empfehlen: Lasst euch von der Authenzität des Mr. Gentleman überzeugen. Neben dem neuen Album, gibt’s die Gelegenheit, ihn live zu hören. Die Termine dazu sind rechts zu finden.

Das Interview führten Manuel Faber und Björn Grassow.

Berlin, im März 2002


Gentleman
Journey To Jah
Label: For (Sony Vertrieb)
VÖ: 25.03.2002

Gentleman auf Tour:
4.4.02 Duis burg, Hundertmeister
5.4.02 Erlangen, E-Werk
6.4.02 Chemnitz, Talschock
7.4.02 München, Elser Halle
9.4.02 A-Dornbirn, Conrad Sohm
10.4.02 A-Wien, WUK
12.4.02 Ch-Zürich, Rote Fabrik
13.4.02 Ch-Aarau, Kiff
14.4.02 Freiburg, Jazzhaus
15.4.02 Mannheim, Feuerwache
17.4.02 Hamburg, Markthalle
18.4.02 Berlin, Columbia Halle
19.4.02 Dortmund, DHK
20.4.02 Münster, Skater Palace
24.2.02 Karlsruhe, Substage
25.4.02 Fulda, Kreuz
26.4.02 Lingen, Alter Schlachthof
27.4.02 Oldenburg, Kulturetage
29.4.02 Jena, Kassablanca
30.4.02 Köln, Essigfabrik
1.5.02 Leipzig, Conny Island