No
Doubt goes Pop
No Doubt ist tot, es lebe No Doubt!
Da ist er also, der mit Spannung erwartete Neuling des
Quartetts aus Anaheim, California. Ein Jahr nach dem schon
verdammt poppigen "Return Of Saturn" machen
No Doubt jetzt Ernst. Den No Doubt-Fans dieser Welt wird
wohl die Farbe aus dem Gesicht weichen, sobald "Rock
Steady" das erste Mal aus den Boxen tönt. Wo
einst skamäßig gerockt wurde, macht sich heute
feinster Pop breit. Geradezu Retro möchte man diese
Scheibe nennen, wenn das nicht schon wieder so unhip wäre.
Ist der erste Schrecken aber überwunden, findet auch
der geneigte Pop-Verachter (in diesem Fall meine Person)
durchaus Gefallen an den 12 Songs. Hauptverantwortlich
hierfür ist vermutlch das einzige erkennbare Überbleibsel
alter Tage: Die wunderbare Gwen Stefani immerhin klingt
wie immer. Aber auch die Songs an sich ragen bei aller
Poppigkeit doch aus der Masse der Britneys, No Angels
und Konsorten heraus. Kein Wunder, schließlich zeichnen
illustre Gäste wie Sly&Robbie, Prince oder Dave Stewart
für Songwriting und Produktion mitverantwortlich.
Wo ehedem Gitarre, Bass und Drums vorherrschten, machen
sich daher auf "Rock Steady" Synthesizer und
allerhand elektronische Beats und Sounds breit. Songs
wie "Underneath It All" oder das ausgekoppelte
"Hey Baby" lassen zwar immer noch Reggae-Ragga-Dub-Einflüsse
erkennen, doch auch hier gilt, was für das ganze
Ablum gilt: Pop rules.
No Doubt haben sich mit "Rock Steady" deutlich
von ihrer musikalischen Vergangenheit gelöst. Das
deutete sich mit "Return of Saturn" schon an,
wurde in dieser Konsequenz aber sicher von den wenigsten
erwartet. Immerhin mal ein Album, bei dem der fantasielose
Schlusssatz "Für Fans ein Muss" nicht zutrifft.
No Doubt scheinen angetreten zu sein, das Fanpotenzial
auf die Probe zu stellen und neue Zielgruppen auszuloten.
Geschmackssache!
Daniel Kreuscher, 10.12.2001